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3. Silvesterlauf Bonn am 31.12.2009
 

Lieb Vaterland magst ruhig sein; stark floß der Schweiß, der Schweiß am Rhein

Saisonabschluß am deutschesten aller Flüsse

Warum ist es am Rhein so schön? Diese Frage habe ich im Zusammenhang mit meinen Läufen am Rhein und über die Rheinhöhen schon mehrfach beantwortet. Und auch zu diesem Silvester zieht es uns wieder an sein Bett. Nicht die (schönen) Silvesterläufe in Wehr oder Euskirchen, die wir bereits kennen, sind es in diesem Jahr, sondern die große Runde durch die Bonner Rheinauen.

Offiziell ist es der “Freizeitpark Rheinaue”, der uns in seinen Bann zieht. 1979 war es die Bundesgartenschau in Bonn, die dafür sorgte, daß die verbliebenen Reste der ehemaligen Auenwälder der Bauwut entzogen wurden. Mit großem, auch finanziellem Aufwand wurde ein großzügiger, hügeliger Landschaftspark geschaffen. Im Sommer tummeln sich nicht nur bei gutem Wetter Tausende auf den Wegen, Wiesen sowie an und auf den Teichen, dazu ist es DAS Bonner Laufrevier.

Hier veranstaltet der Rheinenergie-Marathon-Bonn bereits zum dritten Mal den letzten Lauf des Jahres. Eine große Runde über 10 km gilt es zu absolvieren. Und wie es in unserer alten Nationalhymne “Die Wacht am Rhein” heißt:
 

Es braust ein Ruf wie Donnerhall
wie Schwertgeklirr und Bogenprall
zum Rhein, zum Rhein zum deutschen Rhein!
 

fallen gut 700 Läuferinnen und Läufer (nicht ausgebucht) ein, um diesem Ruf zu folgen. Zentrumsnah erfolgt die Aufstellung, Umkleiden und Duschen gibt es leider keine. Auch keine Startnummern! Es wird eine Fleecemütze vom Sponsor Rhein-Energie ausgegeben und damit wird sich legitimiert. Eigentlich wollte ich ja mit Schirmmütze laufen, damit die Brille einigermaßen trocken bleibt. Was tun? Drüberziehen. Sieht zwar bescheuert aus, hält die Birne aber prima warm. Punkt 13 Uhr erfolgt der Startschuß und frei nach der “Wacht am Rhein” geht es los:
 

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Durch hunderttausend zuckt es schnell,
und aller Augen blitzen hell;
der deutsche Jüngling, fromm und stark,
durchläuft die heil'ge Landesmark.
 

Zugegeben: So doll ist das bei mir mit dem Jüngling nicht mehr, aber Elke und ich tun, was wir können. Die ersten 1,8 km führen direkt am Rhein entlang und sind mit den letzten identisch. Ich kenne sie bereits vom Bonn-Marathon, denn hier habe ich mir schon manches “Wettrennen” mit Frachtschiffen geliefert. A propos Schiffen: Das Wetter ist wirklich usselig, 3° und leichter Regen. OK, dabei kann man laufen, muß es aber nicht unbedingt.

Der Schwur erschallt, die Woge rinnt
die Fahnen flattern hoch im Wind
am Rhein, am Rhein, am deutschen Rhein,
wir alle wollen schneller sein.

Der erste km ist in 4:15 min. absolviert, das macht doch Hoffnung. Nach 1,8 km biegen wir rechts in die Rheinauen ein, der Belag wechselt von bisher überwiegend Asphalt und ein wenig Kopfsteinpflaster auf Matsche-Spazierweg. Na gut, über die Pfützen kann ich noch drüberspringen. Jetzt düsen wir verschiedene Wege ab, die km-Zeiten werden leider etwas langsamer, Halbzeit ist bei 21:50 min. Das eiskalte Wasser hätte ich bei der gut gemeinten Verpflegungsstelle besser stehengelassen. Vater beginnt von einer Zeit unter 44 min. zu träumen, Träume kosten Zeit und schon benötige ich für den sechsten km 4:35 min.

Heute “schmücke” ich mich übrigens erstmals mit Kompressionsstrümpfen. Jeder rennt mit den Dingern rum, also muß ich das auch ausprobieren. OK, der Krampfader gereicht es mit Sicherheit zum Vorteil, sitzt auch ziemlich stramm, sieht aber echt sch... aus. Alleine aus ästhetisch-optischen Gründen gehörten die Teile verboten. Na gut, vielleicht hilft’s ja bei der Regeneration! Beim Laufen behindern sie zumindest nicht.

Einige Läufer sind immer in meiner Reichweite und ich bin mir unsicher, ob ich “nur” dranbleiben soll, auf die Gefahr hin, weiter langsamer zu werden oder zu überholen und damit vielleicht zu überziehen. Ich versuche, mich so durchzumogeln. Die Zeiten liegen wieder knapp unter 4:30 min. und die lange, lange Gerade unmittelbar am Rheinufer zieht und zieht sich. Es wird enger. Doch ich lasse nicht nach, denn:
 

Und ob mein Herz im Tode bricht,
wirst du noch drum ein Welscher nicht.
Reich, wie an Wasser deine Flut
ist Deutschland ja an Heldenblut!
 

Anfangs des letzten km erahne ich bereits das Ziel und nehme, so gut es geht, die Beine in die Hand. Einen überspurte ich noch und werde zum Lohn direkt selbst kassiert. Schade, handgestoppte 44:02 min. Platz 108 von 497 Männern. Ach, egal, hätte doch viel schlechter laufen können. Die Zielverpflegung ist für einen 10 km-Lauf hervorragend: Apfelschorle, Cola, Bananen, Riegel, Brühe und Tee lassen wirklich keine Wünsche offen. OK, 12 € Startgeld sind auch nicht von Pappe. Ich nehme mir die Zeit, um noch einen km auszulaufen, was mir sichtlich gut tut, ziehe mich flott um und erwarte im Ziel die Nieder-, nein, Ankunft meiner Gattin.

Ich bekomme die Krise und befürchte schon das Schlimmste als ich höre, daß der Lumpensammler sich nach 1:10 Std.  noch vor km 9 befindet. Aber dann sehe ich sie doch relativ locker ankommen und strahlend bringt sie ihren zweiten 10er in 1:12:12 Std. nach Hause. Jetzt aber nichts wie heim und unter die warme Dusche. Das Raclette bei unseren Freunden wartet!

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