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22. Thermen-Marathon am 01.02.2015
 

Ein Hoch auf uns!

 

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Fotos: Marathon4you.de

10 Jahre Marathon4you.de! Irgendwann im Laufe des Jahres 2005 war ich auf die neue Internetseite rund um den Marathon gestoßen. Stolze viermal hatte ich bis dahin die Königsstrecke des Laufens absolviert, hatte richtig Blut geleckt und war auf der Online-Suche nach allem, was damit in Zusammenhang steht. Und das war sehr viel weniger als heute! Die „Schreibe“ gefiel mir, also wandte ich mich an den Chefredakteur, Klaus Duwe, wie man denn Autor werden könne. „Du schreibst einen Bericht, ich schaue mir den an und wenn er zu gebrauchen ist, wird er veröffentlicht.“ Ich kam, lief, schrieb, er wurde veröffentlicht und das Verhängnis nahm seinen Lauf!

Damit war ich zwar nicht der erste Autor, auch nicht der zweite, aber doch einer der ersten, die Gefallen an der Sache fanden, mit Kamera und offenen Augen marathonal durch die Republik zu rennen. Der erste, allerdings nachträglich eingestellte, war am 04.04.2004 Eberhard Ostertag, der  „Nach Paris wegen der Liebe (zum Laufen)“ reiste. Am 19.06.2004 folgte Klaus Duwes erster Bericht über den Tiroler Speedmarathon „Schnellster Marathon der Welt - Mit viel Speed gestartet“. Richtig „in time“ ging es im Februar 2005 mit der Reportage über den Thermen-Marathon in Bad Füssing los. Unzählige weitere schlossen sich an, heute ist die Zahl von 2.700 bereits überschritten plus viele weitere Veröffentlichungen auf der (neuen) Schwesterseite Trailrunning.de. Über 300.000 Fotos bereichern die Texte.

Dabei hat sich ein „harter Kern“ an Autoren gebildet, der mehrmals im Jahr bis hin zu fast wöchentlich aktiv ist, fotografiert und schreibt. Dreimal bereits hat sich der getroffen, dabei Sport getrieben, jede Menge Unsinn gemacht und viel Spaß zusammen gehabt: 2010 in Kevelaer, 2011 in Rodgau und 2012 in Leipzig, dort sind wir sogar in Dreierteams unterwegs gewesen. Heuer also kommen wir zur 10 Jahres-Feier in Bad Füssing zusammen, die Ehe- und sonstigen Partner sind auch dabei. Bereits im vorletzten Jahr waren Elke und ich mit unseren Münchner Freunden hier und haben Sport, leckeres Essen, warmes Wasser und Schweißvergießen gleichermaßen genossen.

Am Freitag treffen Elke und ich nach 600 km Anfahrt ein, akklimatisieren uns mit einem Läufchen im Kurpark und geben uns ganz der hausinternen Wellness in Schwimmbad und Sauna hin. Zum Abendessen sind schon zahlreiche Kolleg(inne)en des „harten Kerns“, viele davon mit mir teils noch unbekannten Partnern, eingetroffen; die sich kennen, freuen sich über das Wiedersehen, die sich noch nicht kannten, über das erstmalige Aufeinandertreffen. Sehr schön ist übrigens der Service des Veranstalters, denjenigen Teilnehmern, die in Johannisbad-eigenen Hotels übernachten, die Startunterlagen im Zimmer bereitzulegen und auch noch das eigentlich nur käuflich zu erwerbende Finishershirt spendieren. Und damit ist das Füllhorn noch nicht geleert: Wir finden Gutscheine für den Besuch des Johannesbades  für Samstag und Sonntag sowie für die Nudelparty am Samstag inkl. zweier Getränke nach Wahl. Und das alles bei rechtzeitiger Anmeldung für schlappe 26 €, dieses Preis-/Leistungsverhältnis ist wahrlich kaum zu toppen.

Der nächste Tag steht dann im Zeichen des Jubiläums: Die meisten der Mitstreiter beiderlei Geschlechts treffen wir bereits beim Frühstück, jede Brust mit dem schönen neuen M4Y-Jubiläumsshirt geschmückt, das wir gemeinsam mit anderen neuen „offiziellen“ Ausrüstungsteilen in unserer Unterkunft vorgefunden haben. Nach einem ersten Thermenbesuch nehmen wir um 14 Uhr am sog. Symposium im Vortragsraum des Johannesbades teil. In jedem Jahr trägt hier eine in der Regel sportliche Koryphäe vor, vor zwei Jahren war es der Südtiroler Bergsteiger Hans Kammerlander (er bestieg u.a. 13 der 14 Achttausender), heute ist es der im uns benachbarten Neuwied geborene querschnittsgelähmte Samuel Koch, der Ende 2010 als bis dato unbekannter Mensch zu trauriger Berühmtheit gelangte: Als Wettkandidat bei „Wetten daß…“ versuchte er, mit speziellen Sprungstiefeln über fahrende Autos zu springen und verletzte sich dabei schwer. Er erzählt einerseits sehr humorvoll, andererseits sehr nachdenklich machend über seine zwei Leben, die er auch in Buchform gebracht hat.
 

Bad Füssing 1 Bad Füssing 2

DER Sprecher für Laufveranstaltungen, Artur Schmidt, führt im Anschluß des Symposiums und der opulenten Nudelparty einen Podiums Marathon Talk mit namhaften Topathleten, Trainern, Ehemaligen und vor allem unserem Klaus durch, bevor es zum Höhepunkt, unserer M4Y-internen Jubelfeier, kommt: 10 Jahre M4Y lassen wir unter Arturs Moderation Revue passieren, das bietet Gelegenheit, viele bekannte aber auch bisher unbekannte Dinge zu beleuchten. Auch ohne uns selber beweihräuchern zu wollen muß man feststellen: Gute Arbeit haben wir da alle geleistet in den vergangenen zehn Jahren, jeder auf seine Weise, alle unterschiedlich, aber gleich motiviert, gerade das macht doch die Vielfalt unserer Berichterstattung aus. Ist es nicht Zeit, ein Hoch auf uns auszubringen, auf Marathon4you.de, auf die Sache, an der wir alle so viel Freude haben? Wer könnte das besser zum Ausdruck bringen als Andreas Bourani?

„Wer friert uns diesen Moment ein, besser kann es nicht sein
Denkt an die Tage, die hinter uns liegen, wie lang wir Freude und Tränen schon teilen
Hier geht jeder für jeden durchs Feuer, im Regen stehen wir niemals allein
Und solange unsere Herzen uns steuern, wird das auch immer so sein
Ein Hoch auf das, was vor uns liegt, dass es das Beste für uns gibt
Ein Hoch auf das, was uns vereint.“

Am Morgen verheißt die Wettervorhersage nichts Gutes: Schneefall über den ganzen Tag wird uns angedroht bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Noch sieht es zwar nicht danach aus, aber ich wappne mich mit GoreTex-Schuhen und zusätzlicher Schirmmütze für die Brille. Um es kurz zu machen: Selten bin ich einen Wintermarathon bei schönerem Sonnenschein gelaufen als heute, selten war mir die Zeit vor dem Start in der Sonne so wenig kalt. Was soll’s, besser so als umgekehrt! Die 10er, darunter Elke, stehen parat und werden von einer bayrischen, mit Vorderladern bewaffneten Trachtengruppe losgeschossen. Eine Viertelstunde danach wird es sowohl für die Marathoner als auch die Halben ernst.
 

Bad Füssing 3 Bad Füssing 4 Bad Füssing 5

Gegenüber dem vorletzten Jahr wurde der Kurs verändert, wenn auch das Prinzip der liegenden „8“ erhalten blieb. Zuerst ist eine Schleife von 11,1 km zu nehmen, danach eine von 10, der Knotenpunkt liegt bei Start/Ziel, womit dieser Bereich also fünfmal während des Rennens tangiert wird. Das ist eine gute Lösung, denn sie ist zuschauerfreundlich und spart Verpflegungsstellen. Wenige Meter nach dem Loslaufen biegen wir am Kreisel rechts ab, passieren ein paar Bäume, streifen die Ortschaft Würding und sehen uns der einzigen nennenswerten Steigung der ansonsten brettebenen Strecke ausgesetzt, nämlich der über eine Fahrstraße gespannten Brücke. Alles ist asphaltiert, häufig geht es, wie gerade auch jetzt, auf Radwegen bzw. über sehr wenig befahrene Straßen entlang.
 

Bad Füssing 6 Bad Füssing Strecke_mini

Nach etwa fünf km erfolgt zum ersten Mal eine Verpflegung, es gibt Tee (warm und sehr süß), Wasser (saukalt) und Iso (undefinierbar), Riegel und diverses Obst, also nichts zu meckern. Ich werde bei Wasser und Tee bleiben, mische künftig aber beides, denn damit ist das Gebräu hinsichtlich Zuckergehalt und Temperatur genießbar. Witzig ist eine kurze Begegnungsstrecke, offensichtlich zum genauen Auffüllen der 42,195 km, dann folgt ein kleiner, enger Fußgängertunnel, vorbei an ein paar netten Holzhäusern im alten Dorfkern und dann erkenne ich ihn wieder: Der Feuerwehr-Leiterwagen, den gab’s schon im vorletzten Jahr als nicht mißzuverstehendes Abbiegesignal. Über Riedenburg kommt schon bald die Therme wieder in den Blick, vor der ich noch die allerletzten 10 km-Läufer einholen kann, Elke ist glücklicherweise nicht dabei, also schon durch (in für sie durchaus beachtlichen 1:10 Std.). Artur gibt sein Bestes, ich nehme eine weitere Portion Tee-/Wassergemisch auf und schon bin ich auf dem zweiten Viertel, diesmal links abbiegend.
 

Das Dorfzentrum ist bald durchmessen und es folgt jede Menge Natur, erfreulicherweise noch von jeder Menge Halbmarathonern bevölkert, aber das Ende dieser Begleitung ist abzusehen. Es folgt an einer Straßenkreuzung ein Kapellchen, an dem wir früher rechts in Richtung Golfplatz abgebogen sind, offensichtlich sollen wir diese Extremsportler aber nicht mehr durch unsere geschmeidigen Bewegungen stören und halten uns links. Ohne daß wir es merken, denn wir sehen das Wasser nicht, laufen wir bis unmittelbar an die Staatsgrenze, schlappe zweihundert Meter trennen uns noch von den Ösis. Und damit die Situation nicht zu bedrohlich wird, laufen wir ganz schnell wieder in Richtung Sicherheit, also weg vom Inn. Schon ist der Leiterwagen wieder da und der letzte Abschnitt des zweiten Viertels ist identisch mit dem des ersten. Alles wie gehabt: Therme, Artur, Tee/Wasser, Kreisel, rechts ab, die zweite.

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Zeitlich liege bis jetzt ganz gut im selbstgewählten Soll. Schreiben „muß“ ich heute nicht, daher entfällt auch die Notwendigkeit des Fotografierens, daher kann ich mich aufs Laufen konzentrieren. 1:02 Std. waren’s für die ersten 11,1 km, weitere 56 Minuten für die nächsten 10, macht summa summarum 1:58 Std. für den Halbmarathon auf dem Weg zur gewünschten sub 4. Aber wird sich das am Ende wirklich ausgehen, wie die Germanen jenseits des Inns zu sagen pflegen? Am letzten Wochenende war ich mit einer ordentlichen Erkältung  heftig am Siechen, so ganz auskuriert ist sie noch nicht. Fast die ganze Zeit laufe ich mit Markus zusammen, auch der kleine Klaus ist meistens in Reichweite, aber den verlieren wir irgendwann unbemerkt. Und so nach etwa dreißig km weiß ich, daß die rund 4 herausgelaufenen Minuten erstens notwendig sein und wahrscheinlich nicht ausreichen werden. Markus zieht davon, weil ich langsamer werde, bleibt aber dann abrupt stehen und geht. Auch sein Körper ist nicht ganz fit, die Zahnentzündung kostet Kraft.
 

Bad Füssing 8

Ich komme ein drittes Mal an Start und Ziel vorbei und finde den Verpflegungsposten etwas verwaist, dafür mit jeder Menge leerer Becher vor, das bleibt aber der einzige Kritikpunkt an der sonst vorbildlichen Versorgung. Ich schleppe mich alleine weiter und jeder km fällt schwerer als der vorherige. Noch schaffe ich es, die km-Schnitte knapp unter sechs Minuten zu halten, aber ich bin noch in der Lage zu rechnen und daher stets auf dem laufenden, was meinen schwindenden Vorsprung auf die 4 Stunden-Marke betrifft. Zuschauer hat’s so gut wie keine, nur ein paar versprengte Streckenposten spenden vereinzelt Beifall, der mir umso lieber ist, aber auch die Aufmunterung hält immer nur für ein paar weitere Meter an. An der wie immer heiß ersehnten 40 km-Marke ist dann klar, daß es doch reichen wird, anderthalb Minuten rette ich schlußendlich ins Ziel und freue mich wirklich, auf der Urkunde nochmals die „3“ am Beginn der Zielzeit stehen zu sehen.

Klaus wartet im Ziel und schießt ein schönes Foto, Elke verpaßt ihrem Helden frischgeduscht einen Knutscher zur Belohnung, dann geht es, mit Medaille hübsch dekoriert, ins warme Zelt zur Zielverpflegung. Zwei Helfer enttäusche ich noch beim Versuch, mir eine Wärmefolie umzuhängen, aber wenn ich die Wahl habe, erhält selbstverständlich die Dame den Vorzug. Auch nach vier Stunden Bewegung ist man(n) schließlich noch Kerl! Das Erdinger in der rechten Hand, links mein Lieschen, wanke ich zurück ins Hotel, wo mich Sauna, Schwimmbad und vor allem das rettende Buffet am Abend wieder menschlich machen werden. Schön war’s! Vor allem hinter der Zielinie... :-)
 

Bad Füssing 9

Eine ganz besondere Leistung gilt es noch zu würdigen. Nein, nicht Anton mit seinen 3:23, nicht Norbert mit seinen 3:30 oder Klaus mit seinen 3:44 trotz Fotografierens, auch nicht Andrea mit ihren 3:54 (die ihr wie Anton den dritten AK-Platz bringt), nein:  Bernd ist für mich der Held des Tages. Seit seiner Erkrankung nur noch eingeschränkt (dafür aber unverändert begeistert) lauffähig, benötigt er für einen flachen Marathon in der Regel um die fünfeinhalb Stunden. Zielschluß ist hier bereits nach fünf Stunden, für mich völlig ohne Not, denn eine nachhaltige Verkehrsbehinderung kann ich nicht feststellen. Nach 5:01 Std. ist er im Ziel und schafft es noch in die offizielle Wertung. Herzlichen Glückwunsch!

Was bleibt? Wir haben ein wunderschönes verlängertes Wochenende zum “Teambuilding” genutzt, viel Spaß gehabt, auf der Strecke und in der Sauna Schweiß vergossen und auch ordentlich geschlemmt, es uns also rundum gut gehen lassen. Die nächsten zehn Jahre können kommen.


Startgeld:
26 - 36 € je nach Anmeldezeitpunkt (gleicher Betrag für Marathon, Halbmarathon und 10er!).

Wettbewerbe:
Marathon, Halbmarathon, 10er und Schülerlauf.

Rahmenprogramm:
Kostenloser Eintritt in die Therme (Johannesbad) am Samstag und Sonntag, Symposium am Samstag, Pastaparty incl. Zweier Getränke. Alles für lau. Für Übernachter in einem der Johannesbad-Hotels auch ein gutes Funktionsshirt umsonst.

Streckenbeschreibung:
2 Runden-Kurs, Zeitlimit glatt 5 (!) Stunden.

Auszeichnung:
Medaille, Urkunde aus dem Netz.

Logistik:
Alles unmittelbar vor und im Johannesbad, also nicht zu toppen.

Verpflegung:
Gut und abwechslungsreich.