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13. Löwenburglauf am 07.09.2014


Lauter hungrige Löwen

Das Jahr des Heils 2002: Noch weiß ich nicht, daß ich drei Monate später im Siebengebirge meinen ersten Marathon laufen werde. Noch habe ich, der bis dato nie weiter als zehn km gerannt war, die Hosen voll vor dem damaligen neuen Löwenburglauf: 15,6 km und 400 Höhenmeter warten auf mich. Noch bin ich die Muffe selber. 1:16 Std. später stelle ich erstaunt fest, daß man längere Distanzen als die klassische Volkslaufstrecke überleben kann und das Schicksal nimmt seinen Lauf.
 

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Zwölf Jahre und u.a. 89 Läufe zwischen 42,195 und 100 km später stehe ich zum dritten Mal an der Startlinie des heuer runderneuerten Top-Ereignisses in unserer Region und bin gespannt, wie sich die Neuerungen auswirken werden: Strecke, Start/Ziel, etc. Mit einer schönen, großen Truppe sind wir heute hier: Allen voran Jochen, der gestern seinen 100.000. dokumentierten km (!) gelaufen ist, Hannelore, Undine, Elke, Peter und unser Gute-Laune-Paket, die gebürtige Äthiopierin Adi, deren Kind während des Laufs von Brigitte betreut wird.

Ein Shuttlebus bringt uns vom Großparkplatz am HIT-Markt in wenigen Minuten zum Start- und Zielbereich am und im Park Reitersdorf. Das ist schon ein Unterschied zu früher: Jahrelang waren wir in Königswinter am Lemmerzbad direkt am Wald, jetzt in einer großzügigen Parkanlage an den freigelegten Fundamenten der Burg Reitersdorf, den ältesten sichtbaren Spuren Bad Honnefs.

Die Kinderläufe sind in vollem Gange, als wir eintreffen, der Nordic Walking-Wettbewerb ist bereits gestartet. Der neue 6 km-Einsteigerlauf soll um 10:45 Uhr starten. Elke und ich hetzen, etwas eng in der Zeit, dorthin, um zu erfahren, daß der Zeitplan umgestellt wurde und sie jetzt fünf Minuten nach dem Hauptlauf dran sind. Das hätte man uns natürlich auch schon bei der Startnummernausgabe sagen können, aber so warten wir halt gemeinsam auf den Beginn des Hauptlaufs um 11 Uhr.

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14 km stehen an, gespickt mit 428 Höhenmetern, eine schöne Kombination, ganz nach meinem Geschmack. 12 km Waldwege, nur 2 km Asphalt vor allem am Beginn und Ende, das geht als Traillauf durch. Der neue Bürgermeister, Otto Neuhoff, schießt uns, assistiert von Orga-Chef Heino Gröf, auf die Strecke. 286 laufhungrige „Löwinnen“ und „Löwen“, darunter zwei ehemalige 100 km-Weltrekordler (Birgit Lennartz und Helmut Urbach) bewegen sich zunächst ein paar hundert Meter durch Rommersdorf.

Schon erlebe ich den Schock des Tages: Kamera zwar aufgeladen, aber SD-Karte defekt. Noch rechtzeitig gemerkt, ersatzweise iPhone mitgenommen - das läuft schon auf Reserve. Mist, so gibt es halt nur ein paar wenige Bilder, ich muß mit dem Saft haushalten

Sofort geht es stramm aufwärts, hinter einem wunderschönen Fachwerkensemble, das ich auf dem Rückweg ablichte, in den Wald. Nach einer unangenehmen 40 m-Rampe führen die km 2 bis 4 auf schmalem Pfad durchs dichte Gehölz des Annatals. In Anbetracht meiner derzeitigen Lage nach drei Monaten intensiven Wahlkampfs (das Ergebnis wird sich abends als suboptimal herausstellen) versuche ich mich durch unsere Lieblingsbeschäftigung abzulenken und beabsichtige einen Lauf mit max. 90 % Einsatz. Die Form müßte doch deutlich gelitten haben, der letzte Lauf über eine Stunde Dauer hinaus liegt mehrere Wochen zurück. Trotzdem komme ich auf dem feuchten Untergrund gut voran und bin für meine Verhältnisse ordentlich unterwegs. In kaum mehr als zwanzig Minuten sind die ersten vier km mit jeder Menge bergauf geschafft.

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Etwas flacher biegen wir nun auf den Rundweg um die Löwenburg ein. Auf einen Weg, den ich aus diversen Siebengebirgsläufen gut kenne und schätze. An der Gaststätte „Löwenburger Hof“ nehme ich gerne einen Becher Wasser, denn trotz der optimalen Laufbedingungen (trockene ca. 18°) bin ich ordentlich an Ölen. Der Lohrberg-Rundweg führt uns wellig in die zweite Hälfte des Rennens, das nach wie vor flüssig verläuft. Hinter dem 9. Km stürzen wir quasi talwärts und aus ist es, zumindest jetzt, mit der 90 %-Vorgabe. Es wird gerannt, was die Beine auf leicht schlüpfrigem Untergrund hergeben.

Ab der Frühmesseiche, einem markanten Punkt, verlaufen die nächsten anderthalb km eher wellig. Ich nutze das, um ein weiteres Foto zweier Läufer zu schießen. „Woher weiß der“, fragt der eine den anderen, „ob ich seine Seite anschaue?“ Antwort: „Weil alle seine Seite anschauen!“ Kann man für unsere Arbeit bei marathon4you.de und trailrunning.de eine größere Bestätigung erhalten? Mit stolzgeschwellter Brust dazuzugehören, umrunde ich die Ruine der Löwenburg zu Ende. Schade, im Winter sieht man sie durchaus, aber nicht durch die derzeitige Vegetation. Bedauerlich, denn die Namensgeberin sollte man möglichst schon in den Lauf integrieren. Und die paar zusätzlichen hundert Meter, allerdings verbunden mit einer extra fiesen Steigung, überleben wir doch auch noch.

Wieder an der Verpflegungsstelle angekommen, geht es nur noch bergab. Wie vorher hoch, so jetzt runter. Die Zeit vergeht wie im Flug, schon ist das km-Schild „14“ passiert, wir stecken aber noch tief im Wald. Dann kommt „15“. Wie lange ist jetzt der Lauf? 14 km wie ausgeschrieben? 14,5 km, wie unterwegs gehört wegen einer angeblich kurzfristig dazugekommenen Zusatzschleife? Oder doch wie früher 15,6 km? Fragen über Fragen, die letztlich unbeantwortet bleiben. Ist aber auch nicht wirklich wichtig, denn hier zählt doch nur der Laußspaß und Weltrekorde erzielt man woanders.
 

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Nach einer Stunde und guten zwölf Minuten (längster Lauf seit Wochen, 4. Ak-Platz – tschacka!) bin ich wohlbehalten wieder im Ziel, nehme gerne noch die Zielverpflegung in Anspruch, bevor wir es uns alle im Park Reitersdorf zu äußerst zivilen Preisen bei Kaffee, Kuchen und Würstchen (OK, Jochen, sie waren nicht ganz vegan) und warmer Witterung gut gehen lassen. So stellt man sich einen rundum schönen Lauf vor. Schon ist der zweite im Siebengebirgscup (nach dem Malberglauf) Geschichte, der dritte folgt mit dem Rheinhöhenlauf in zwei Wochen und den Abschluß bildet der nicht minder beliebte Siebengebirgsmarathon im Dezember. Ihr werdet darüber lesen.

Zieleinlauf

Streckenbeschreibung:
Vermutlich ca. 14,5 km mit 428 Höhenmetern.

Startgebühr:
12 € bei Voranmeldung.

Auszeichnung:
Urkunde.

Logistik:
Alles kompakt an Start und Ziel (problematisch bei Regen).

Verpflegung:
Eine bei gut 4 bzw. 10 km.