Auf den benachbarten, abgesperrten Straßen kann man sich prima einlaufen, die ungedämpften Asphaltflitzer geben mir ein gutes Bodengefühl. Mit der gemeldeten Zielzeit von 48 Minuten stehe ich im zweiten von vier Startblocks zwischen den Zugläufern für 45 und 50 Minuten. Schon geht’s los, von freiem Laufen kann jedoch keine Rede sein, denn zahlreiche Läufer stehen vor mir, die dort ganz offensichtlich wenig verloren haben. Aber was soll’s, das ist ja eigentlich fast immer so.
Der erste km bleibt daher mit knappen fünf Minuten schon etwas unterhalb meiner Vorstellungen. Dennoch geht es zügig auf der Otto-Suhr-Alle in Richtung Ernst-Reuter-Platz, über den wir die Straße des 17. Juni betreten. Zwei km sind vorbei, die 4:36 passen jetzt, auch wenn ich ständig am Umkurven und Überholen bin. Selbst auf dem dritten km (4:38) ändert sich das kaum. Wir überqueren die Spree. Schon kommt die Siegessäule, im Volksmund “Goldelse” gennant, in Sicht. Wunderschön anzusehen, links aus dem Hintergrund grüßt vom Alexanderplatz der Fernsehturm. Kurz vor km 4 (4:39) biegen wir an der Siegessäule scharf nach rechts auf die Hofjägerallee und später Stülerstraße ab. Halbzeit ist nach knapp 23 min. Ob das durchzuhalten ist?
Ein ganz besonderer Höhepunkt folgt auf dem sechsten km (4:42) mit der Durchquerung des Berliner Zoos. Am Nashorngehege vorbei, das uns, pinkelnderweise das Hinterteil zuwendend, mit maximaler Mißachtung straft, flitzen wir über Kopfsteinpflaster um die Kurven, den Zoobesuchern bleiben reihenweise die Mäuler offenstehen. Am Elefantentor kehren wir auf die Straße zurück und werden von einer Sambaband angefeuert. Am Bahnhof Zoo (“Christiane F.” läßt grüßen, die Älteren werden wissen, wen und was ich meine) sind wir schon quasi auf dem Nachhauseweg. Siebter km in 4.42, achter in 4:48.
Der letzte Rechtsschwenk erfolgt nach 8,5 km von der Kant- auf die Schloßstraße. Hier kenne ich mich aus, denn auf dieser Straße hatte ich mich eingelaufen. Die Frage ist: Klappt’s noch mit einer sub 47? Dafür ist der neunte km mit 4:47 leider etwas zu langsam und vor der wunderbaren Kulisse des sonnenbeschienen Charlottenburger Schlosses habe ich nach 47:08 min. fertig. Das bringt mir, mit einer tollen Medaille dekoriert, Platz 39 von 221 (!) in der M 55 und Platz 942 von 3.188 Männern, ein echter Volkslauf eben!
Eine schöne Aktion, die sich sowohl für mich als auch für meinen Arbeitgeber gelohnt hat, wie oft habe ich am Straßenrand gehört: “Das sind aber viele von der Bundeswehr!”. Der Rückflug ist dann zwei Stunden verspätet, aber damit können wir in Anbetracht der Umstände gut leben.
|