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5. Berglauf Brodenbach am 01.08.2009
Kurz, aber knackig
Vor etwa 14 Tagen erhielt ich mal wieder eine Mail mit der Ankündigung eines Laufes. Ein Berglauf, 5,92 km lang, 192 Höhenmeter. Gehört hatte ich von dem schon, aber eine Teilnahme nie ernsthaft in Erwägung gezogen, liegt Brodenbach (Mosel) doch rund eine Stunde Autofahrt von mir zuhause entfernt.
Am Donnerstag der Vorwoche haben Elke und ich dann halb zufällig eine kleine Moseltour unternommen, rechte Moselseite flußabwärts, linke zurück, soweit es Spaß macht. Brodenbach entpuppte sich dabei als nettes Örtchen mit der besonderen Attraktion der Ehrenburg auf der Höhe (also geologisch im Hunsrück gelegen). Um 1150 entstanden, wurde sie 1688 im Pfälzischen Erbfolgekrieg teilzerstört. Seit 1991 in Privatbesitz, wird sie seit 1992 teilweise wiederaufgebaut und befindet sich in bemerkenswert gutem Zustand.
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Natürlich sind wir auf unserem Ausflug mal hochgefahren und haben sie besichtigt. Feine Sache. Auf dem Rückweg hatte dann unser Lieblingswinzer in Winningen, Fred Knebel, geschlossen. Somit war unser Ausflug also nicht vollständig befriedigend verlaufen (auch wenn wir einen guten Ersatz gefunden hatten). Was lag also näher, als am übernächsten Samstag die Tour nochmals zu wiederholen? Und diese mit meiner Lieblingsbeschäftigung zu verbinden?
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Zwei Stunden vor Startbeginn sind wir vor Ort und finden, bestens organisiert, im Bereich der Freiwilligen Feuerwehr (Ausrichter) alles perfekt vorbereitet und in ein kleines Dorffest integriert. Sehr schön gemacht. Wir hängen Plakate für unseren Malberglauf am 14.08. und den StaffelMarathon am 03.10. auf, verteilen Flyer und machen uns noch auf eine Runde durchs Dorf, sitzen schön an der Mosel und bestaunen das Thermometer an der Apotheke, das in der Sonne 41° anzeigt, selbst im Schatten sind es knappe 30°. Na prosit!
Ich laufe mich warm, komme mit einigen Mitläufern ins Gespräch und bin, bevor ich mich versehe, über 25 Minuten unterwegs. O weh, so lange habe ich mich noch nie eingelaufen, hoffentlich geht das gut! Tja, welche Zeit könnte ich heute erreichen? Einmal erst (2003) bin ich eine vergleichbare Strecke, nämlich unsere alte Malberglaufstrecke (6 km mit damals 270 HM) im Wettkampf in knapp 31:30 min gelaufen. Die Mitte der 2008er Ergebnisliste von Brodenbach liegt bei exakt 30 min. Theoretisch scheint es also sehr schwer zu werden, in die Region von 30 min hineinzulaufen.
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Wir starten um 19 Uhr und durchlaufen direkt den kleinen Pavillon eines Hauptsponsors, über den Otto einst in Anspielung auf einen Werbeslogan sang:
„Und wer sich Arroganz versichert, der hat völlig ausgekichert. Der schließt vom ersten Augenblick Ein festes Bündnis mit dem Strick.“
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Es donnert mächtig auf dem Holzfußboden und vorbei am offenen Festzelt geht es zunächst auf eine Dorfrunde, die uns fast direkt mit einer kleinen, aber unangenehmen Steigung beglückt. Die km-Schilder sind rückwärts aufgestellt, zeigen also die noch zurückzulegende Strecke an. Bei „noch 5000 m“, nach also 920 m, zeigt das Zeiteisen 3:33 min an. Sehr verdächtig, ist der alte Mann so flott? Nach 1500 m geht es nach der Dorfrunde wieder durch das Sponsorenzelt am Festplatz unter dem Applaus der Zuschauer vorbei, jetzt aber aus dem Ort heraus ins Ehrenburger Tal. Ganz leicht ansteigend kann man es auf der geteerten Fahrstraße gut rollen lassen. 3:25 min für den zweiten km bestätigen meinen Verdacht: Bei aller Liebe, so schnell kann ich nicht sein. Schön wär’s zwar, ist es aber nicht.
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Der km 3 ist, immer noch fast flach, in 4:46 min absolviert. Hä? Alles klar, das 2. Schild steht zu früh, beide Zeiten addiert und das Ergebnis halbiert, das paßt. Auf dem 4. Km bereite ich mich mental auf den heftigen Anstieg vor, der nach km 4, für den ich 4:08 min (paßt) kommen wird. Beim Schild „Noch 2000 m“, im Ortsteil Ehrenburgertal, steht die erste Verpflegungsstelle, die ich aber auslasse. Ich hoffe, den engagierten Feuerwehrmann, der mir erwartungsfroh einen Becher entgegengehalten hat, nicht tödlich beleidigt zu haben...
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Nach km 4 findet endlich der Berglauf statt. Und wie! Wirklich deftig geht es auf ordentlich zu belaufendem Wirtschaftsweg steil nach oben. Man hat es gut gemeint und noch frischen Schotter aufgebracht, auf dem man natürlich nicht den besten Halt hat. Kaum sind wir im Berg, gehen die Ersten. Ich nicht, wo kämen wir denn sonst hin? Kurze schnelle Schritte, den Kopf auf den Boden gesenkt, bin ich doch deutlich flotter unterwegs als die zügigen Geher. Km 4,5 wird genommen, das Restprogramm von 1,5 km ist ja überschaubar. Km 5 ist nach 5:17 min erreicht, in Anbetracht von 192 Höhenmetern auf 1.500 m durchaus zufriedenstellend.
Noch 500 m Steigung, eine zweite Verpflegungsstelle, die ich diesmal nutze. Alleine auch, um wenigstens das Gefühl von Erfrischung auf den letzten km mitzunehmen. Eine zweite steile Rampe zwingt wieder viele Mitläufer zum Gehen. Mich nicht. Obwohl – er bellt, der innere Schweinehund. Heftig! Eigentlich könnte ich ja, ich bin in bester Gesellschaft. Nein, Du nicht! Also beiße ich die Zähne zusammen, überhole zu meinem großen Erstaunen nicht nur etliche Kollegen, sondern auch meinen Mit-Warmläufer, den ich deutlich stärker eingeschätzt hatte. Jetzt aber schwer atmend, habe ich bei km 5,5, etwa auf Höhe des Parkplatzes vor der Ehrenburg, den höchsten Punkt erreicht. Mit butterweichen Knien. Heftig, wirklich heftig, ist jetzt der steile Abstieg zur Burg. Tempo will ich machen, Tempo mache ich. Aber ich muß aufpassen, daß ich mich nicht überschlage. Nicht auszudenken, wenn ich jetzt stolperte.
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Da sehe ich das Burgtor vor mir! Sehe das Zielbanner im Torbogen, höre den Moderator mich namentlich begrüßen und laufe mit hocherhobenen Armen in den Burghof. Wow, das hatte ich ehrlich nicht erwartet. 27:23 min sind für mich eine Superzeit; ich bin 18. von 65. Die Atmosphäre im Burghof ist ganz toll, viele Sitzplätze, noch mehr Ambiente, jede Menge Wasser und nette Kolleg/innen zum Plaudern. Die ehemalige Weltklasseläuferin Biggi Lennartz hat natürlich wieder die Frauenkonkurrenz gewonnen und erzählt von anstehenden Triathlons, bei denen sie – man höre und staune – auch schwimmen wird.
Wir nutzen eine verkürzte Bergabstrecke zurück zum Start und verschmähen laufend den angebotenen Shuttleservice. Die ersten 200 m über steile Wurzelwege gehen wir allerdings, ab Ehrenburgertal geht es einen guten km auf einem sehr schönen Weg, am Campingplatz vorbei, einen Minibach entlang. Und wenige Minuten später sind wir wieder zurückgekehrt.
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Kosten und Mühen hat die FFW Brodenbach nicht gescheut und sogar einen Duschcontainer bereitgestellt. Der enthält zwar neben Toiletten nur 2 Duschen, aber besser zwei als gar keine. Und das Wasser ist dank Durchlauferhitzer warm.
Doch einen Wermutstropfen gibt es leider, für den die Brodenbacher allerdings nichts können: Schlappe 65 Teilnehmer/innen sind viel zu wenige. Der Lauf ist so schön und wirklich toll organisiert, daß er bedeutend mehr Starter verdient hätte, die er auch verkraften könnte. Im letzten Jahr waren es wenigstens 90 gewesen. Blöd war an diesem Wochenende, daß parallel der Nürburgringlauf stattfand.
Ich kann alle nur wirklich ermuntern, im kommenden Jahr in Brodenbach teilzunehmen, denn der Lauf ist schön und die Organisatoren haben einen besseren Zuspruch verdient. Danke, Ihr Lieben, es hat Spaß bei Euch gemacht! Und auch Elke, denn unser Lieblingswinzer hatte diesmal auf dem Rückweg geöffnet...
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