Hoch über den Startern thront die Festung Königstein, die auch einen Koblenzer (der mit der Festung Ehrenbreitstein großgeworden ist, na ja, halbgroß – 1,72 m) beeindruckt. Niemals eingenommen und deshalb unzerstört ist dieses zwischen 1200 und dem Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Bauwerk eine echte Augenweide. Ich widerstehe der Versuchung, hinaufzulaufen und sie zu besichtigen.
Schön empfinde ich, daß ein Pastor vor dem Start eine kleine Andacht hält und die Aktiven u. a. zur gegenseitigen Rücksichtnahme auffordert. Ich habe den Eindruck, daß auch andere Läufer dieses Angebot positiv sehen. Ich treffe auch Karl-Heinz Kobus, der mit seinem marathon4you-Shirt leicht zu erkennen ist. Er ist froh, keinen Bericht schreiben zu „müssen“ und bei mir kommen mittlerweile fast ein bißchen heimatliche Gefühle auf, schließlich verfolge ich diese Internetseite regelmäßig.
Auf dem ersten Streckendrittel können wir das Elbsandsteingebirge genießen und erreichen nach 5 km das touristische Zentrum der Sächsischen Schweiz, den kleinen Kurort (Ober-)Rathen. Hier ist erstmals Leben an der Laufstrecke! Ich überquere zum zweiten Mal die Bahngleise und höre noch hinter mir: „Beeilung, gleich schließen wir!“ Tatsächlich müssen die nachfolgenden Läufer bei Androhung von Disqualifikation an der Schranke warten, bis die S-Bahn Zug vorbeigefahren ist. Wertvolle Minuten werden dort leider verloren. Der Ort wird rechtselbisch von der Bastei überragt, einem Schluchtenlabyrinth, das phantastische Ausblicke ermöglicht, heute nur leider nicht für mich.
Wir passieren nach weiteren ca. 3 km herrlichen Panoramas den Ort Wahlen, dann Pötzscha und Obervogelsang und erreichen nach 17 km Pirna. Der Name kommt aus dem Sorbischen und bedeutet „Auf dem harten Stein“. Nomen est omen, der geteerte und teilweise gepflasterte Radweg hinterläßt erste Spuren an meiner Muskulatur. Die ca. 1,5 km durch die Innenstadt lassen die Belastung aber kurzfristig vergessen. Endlich ist einmal richtig etwas los, Cheerleader geben sich die größte Mühe, jede Menge Zuschauer feuern uns an, viele Hände werden am historischen Marktplatz abgeklatscht. Wenn man sich die schön restaurierte Altstadt ansieht, fällt es schwer sich vorzustellen, daß das Wasser beim 1. Jahrhunderthochwasser 2002 (wie viele mögen noch folgen?) 3 m hoch stand!
Hinter Pirna kehren wir wieder auf den Radwanderweg zurück, damit ist das schöne Panorama für die nächsten 15 km leider vorbei. Die Halbmarathonmarke passiere ich bei 1:45:13 Std., das liegt im Limit. Nach 19 km laufe ich auf den 3:30 Zug-/Bremsläufer auf und hänge mich an. Bei km 25 hoffe ich meinen Kollegen Dr. Gert Hertrich zu sehen, der in der Nähe wohnt, kann ihn aber leider nicht entdecken. Ich habe ihn im Vorfeld völlig selbstlos in mein Vorhaben eingeweiht und von ihm einige wertvolle Tips für unseren Aufenthalt bekommen.
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