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48. Marathon „Rund um den Baldeneysee“ am 10.10.2010
 

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Ein weiterer Klassiker, der schon lange auf meiner Wunschliste steht, ist der Lauf um den Essener Baldeneysee, der in diesem Jahr bereits zum 48. Mal in Folge ausgetragen wird (und zugleich mein 48. Lauf über mindestens 42,195 km wird). Seit den Anfängen 1963 liegt die Durchführung der Veranstaltung in den bewährten Händen des TUSEM (Turn- und Sportverein Essen-Margarethenhöhe – Margarethenhöhe? Hach, mein geliebtes Siebengebirge...) Essen und ist damit Deutschlands ältester, kontinuierlich durchgeführter Marathonlauf. Also uralt, wäre der Autor geneigt zu sagen, wenn er nicht konstatieren müßte, daß er bei der ersten Austragung seit bereits vier Jahren die Welt bereicherte. Also wähle ich lieber die Bezeichnung „Traditionsveranstaltung“, das klingt doch direkt viel netter und beruhigender hinsichtlich der eigenen Restlaufzeit.

Im Kulturhauptstadtjahr 2010 wird der Lauf zu einem ganz besonderen Erlebnis. Entlang der Strecke finden sich nicht nur bekannte Zeugnisse der industriekulturellen Geschichte Essens wie die Villa Hügel der Familie Krupp und der Förderturm der ehemaligen Zeche Carl Funke. Ein ungewöhnliches Bild bietet sich, da es in diesem Jahr neben den zahlreichen Segelschiffen und Kanuten beispielsweise U-Boote oder Eisberge zu bewundern gibt. Hier ist aber weder der Krieg ausgebrochen noch der globale Klimawandel lokal umgekehrt worden. Die sechs Kunstinstallationen auf künstlich angelegten Inseln (Aktion „Ruhr-Atoll“) im Rahmen von RUHR.2010 blieben extra für den Marathon bis zum 10. Oktober bestehen. Gute Idee!

Der Marathon wird in Essen fast noch pur gelebt: Die ausschließlich ehrenamtlich organisierte Veranstaltung bietet alles, was unsere Läuferherzen begehren. Landschaftlich reizvoll führt die Strecke zweimal um den Baldeneysee und gehört nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu den schnellsten Strecken, die ich kenne. Fast flach, durchgängig asphaltiert und amtlich vermessen ist sie bestzeit- und bestenlistenfähig. Im letzten Jahr kamen 69 % (dieses Mal 64 %) aller Teilnehmer unter 4:00 Stunden ins Ziel (Männer 73 [69]%, Frauen 47 [40]%). Wo gibt es so etwas heute noch?

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Der Männer-Streckenrekord von Werner Grommisch aus dem Jahr 1987 beträgt übrigens traumhafte 2:14:36 Std, eine für einen deutschen Athleten heute leider kaum noch vorstellbare Zeit. Die Strecke ist aber nicht nur für Spitzenathleten, sondern auch für Marathonneulinge und Breitensportler bestens geeignet. Sie können sich mit Hilfe erfahrener Brems- und Zugläufer an Richtzeiten von 2:59 bis 4:44 Std. orientieren. Start ist am heutigen 10.10.10 um 10.10 Uhr. Als Rheinländer bin ich schon gespannt, welchen Marathon oder sonstigen Lauf ich am 11.11.11 um 11.11 Uhr beginnen werde. Das ist dann zwar ein Freitag, aber trotzdem. Ich wäre dabei!

Und Heinrich Kuhaupt, das Schlachtroß unter den Organisatoren aus Bad Arolsen, dürfte auch zufrieden sein. Denn hier gibt es kein Nebeneinander vielerlei Wettbewerbe unter dem Deckmantel des Marathons (wobei den dann vielleicht weniger als 10 % aller Teilnehmer laufen). Et jibt Marathon und feddich. Als einzige Konzession an Nichtmarathonfähige oder –willige ist zusätzlich ein Staffellauf mit bis zu vier Teilnehmern im Angebot. Mit dabei ist wie im Vorjahr erneut eine Prominenten-Staffel, die für die Aktion „Lichtblicke“ läuft. Damit werden in Nordrhein-Westfalen seit 1998 in materielle oder seelische Not geratene Kinder und Jugendliche sowie deren Familien unterstützt.

Als Nicht-Ruhrpöttler staune ich am Ort des Geschehens: Natürlich hat man schon mal gehört, daß die Luft deutlich besser geworden ist, seitdem die meisten Zechen geschlossen sind. Aber daß es auch so schöne grüne Ecken mit lauschigem Wasser gibt, ist schon eine feine Sache. Von wegen Pütt. Urlaubsatmosphäre nenne ich das und die will ich heute mit Jochen, dem gemeinsam mit mir angereisten Ultraläufer aus dem Wiedtal (der heute früh bei ganzen zwei Grad auf dem Fahrrad zu mir kam), genießen.

Daniel Steiner steht auch in der Startaufstellung auf der breiten Freiherr-vom-Stein-Straße, allerdings als zwanzig Jahre jüngere germanische Ausgabe aus Essen. Lauffreund Peer, der in Köln mit noch nicht einmal 30 Jahren seinen 100. Marathon (und länger) lief und damit in den erlauchten Kreis aufstieg, glänzt durch Anwesenheit und wird mich über lange Abschnitte begleiten und unterhalten. Sogar ein Renault wird heute auf der Strecke sein. Nein, keine Angst, niemand wird umgefahren. Es ist genauer gesagt ein britischer Renault. Und zu Fuß unterwegs. Hä? Es handelt sich hier um einen der Favoriten, Neil Renault, von Midlothian aus Edinburgh/Schottland. Gab’s da nicht mal eine Fußballmannschaft? Heart of Midlothian? Tatsächlich wird er das heutige Rennen auch gewinnen. Die Formel 1 läßt grüßen.

Ruckzuck geht es pünktlich los und wo so viel Platz zur Verfügung steht, ist auch der Letzte nach wohl kaum drei Minuten auf der Piste. Nach Westen, also entgegen dem Uhrzeigersinn, kommen wir auf der breiten Straße, leicht hinauf, direkt ins Rollen. Es ist noch recht frisch auf den ersten Metern, Jochen und ich hatten sogar die letzten Minuten, weil ganz in „kurz“, zum Aufwärmen in der Halle verbracht.

Der 3. km wird dann sonnig und führt uns über die Ruhrbrücke nach Werden. Nach links laufen wir zunächst einige Straßen ab, genießen die erste Trommlergruppe und den Beifall einiger Zuschauergruppen. Weiter geht es bald am Südufer des Sees, den man sich übrigens gut als nach oben gebogene, quer liegende Banane vorstellen kann, weiter in Richtung Neukircher Schleuse. Diese wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut, um die Ruhr zu stauen, wird heute aber nicht mehr benötigt und steht unter Denkmalschutz. Wenig später passieren wir ein vom Reichsarbeitsdienst in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gebautes Wasserkraftwerk, das heute noch rund 8.000 Haushalte mit umweltfreundlich erzeugtem Strom versorgt. Rechterhand stehen einige große Gebäude, denen man wohl in jüngster Zeit Balkone angebaut hat, die einen schönen Blick aufs Wasser erlauben.

Über die nächsten km ist der Uferweg wieder recht schattig, die Sonne erreicht uns wegen des hohen Baumbewuchses kaum. Allerdings ist das wenig dramatisch, da inzwischen wohl alle auf Temperatur gekommen sein sollten, ich jedenfalls öle schon ganz ordentlich. Wir blicken über den See auf das Start-/Zielgelände mit Regattatribüne und Bootshäusern. Ein paar Cafés und Imbißbuden auf unserer (Süd-)Seite haben bereits geöffnet; einige Gäste genießen den Tag deutlich weniger angestrengt als wir, entschädigen uns aber mit aufmunterndem Applaus. Bier bekommen wir keines angeboten, aber es ist ja auch noch früh am Tag. Mal schauen, ob auf der zweiten Runde etwas gehen wird.

Das interessiert mich auch in Bezug auf meine heutige Leistungsfähigkeit. Der zweite Marathon innerhalb von 8 Tagen vor drei Wochen in Karlsruhe hat mich merklich  Substanz gekostet; offensichtlich bin ich keiner, der ohne weiteres jede Woche einen Marathon verträgt, jedenfalls habe ich seitdem irgendwie müde Beine. Ich will heute versuchen, mit einem guten Gefühl knapp unter den vier Stunden zu bleiben. Sollte mir das nicht gelingen oder nur mit unverhältnismäßig hohem physischen Einsatz, werde ich ernsthaft über eine ein- oder zweiwöchige Laufpause nachdenken müssen.

Bei km 5 ist am gegenüberliegenden Nordufer auf einer bewaldeten Anhöhe die traumhaft schöne Villa Hügel zu sehen. 1873 von Alfred Krupp errichtet, war sie mit 269 Zimmern auf 8.100 m² Nutzfläche in einem 28 ha großen Park Wohn- und Repräsentationshaus der Industriellenfamilie Krupp. „Flink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl.“ So wünschte sich schon im angeblich 1000jährigen Reich ein gewisser Herr die Jugend. Hier und heute erweisen sich die Jungen als flink, die Alten als zäh und hart sind letztlich alle. Tolle Hechte sind wir miteinander.

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Zum Thema „Krupp“ hat übrigens Laufreporterkollege Joe im letzten Jahr ausführlich geschrieben, das will ich nicht wiederholen. Apropos Joe: Viele freuten sich auf seine Rückkehr in den Marathonzirkus und warteten nach seiner OP gespannt auf die ersten Laufversuche. Diese wurden jedoch leider durch einen Ermüdungsbruch im Mittelfuß verhindert, der weitere 6 bis 8 Wochen Laufverbot bedeutet. Dieses Jahr muß er damit wohl abhaken. Nochmals auf diesem Wege, Joe: Es wird schon wieder. Versuche, Geduld nicht nur zu entwickeln, sondern auch zu bewahren.

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Ganz toll anzuschauen sind die angekündigten künstlichen Inseln, die u.a. einen Eisberg, ein U-Boot und ein Schiff á la Water World (Film) darstellen. Leider signalisiert die Kamera weit vor dem Körper Kraft- und Saftlosigkeit, obwohl ich den Akku doch in der Nacht noch aufgeladen hatte. So muß ich mich beim Fotografieren disziplinieren, um möglichst von allen Ecken wenigstens ein paar visuelle Eindrücke einzufangen. Bei etwa km 6 erfolgt die erste Verpflegung mit Wasser, Iso, Tee (teilweise warm) und Bananen. Auch Cola kommt später noch hinzu. Der Baldeneysee ist der mit Abstand größte der sechs Ruhrstauseen. Nach ersten Planungen von 1927 wurden Wehre und See zwischen 1931 und 1933 gebaut bzw. gestaut. Wesentlichen Anteil daran hatten Arbeiter des Reichsarbeitsdienstes, die nach dem ersten Bankrott des Bauherren für Hungerlöhne mit primitivsten Werkzeugen schuften mußten. Im Jahr der Fertigstellung startete auch direkt die weiße Flotte mit zunächst drei, heute fünf Schiffen.

Bei Km 11 ist relativ viel los, denn hier wechseln die Staffeln das erste Mal. Damit haben wir das Südufer schon fast komplett abgelaufen und nähern uns der Kampmann-Brücke über die Ruhr ganz im Osten des Sees, die uns von Kupferdreh nach Heisingen und damit wieder auf das Nordufer führt. Ich wundere mich, als wir die imposante Eisenkonstruktion weit hinter uns lassen, bis mir klar wird, daß dies noch gar nicht „unsere“ Brücke war. Dankbar haben wir vor dem Wechselpunkt auch die zweite Möglichkeit zur Atzung angenommen.

Dann überqueren wir die Ruhr auf der wegen ihres schlechten Zustands nur einseitig befahrbaren Kampmann-Brücke schließlich aber doch noch. Bevor wir wieder der „Banane“ folgen gilt es, zwischen km 12 und 18 eine 3 km lange Begegnungsstrecke auf der gesperrten B 227 nach Norden und zurück zum See zu absolvieren; hier werden die zu 42,195 km fehlenden km der zwei Seeumrundungen gemacht. Auf der zweiten Runde entfällt dann die Begegnungsstrecke, die uns mit Sonne, der dritten Verpflegungsstelle und Trommlern als akustische Erfrischung verwöhnt. Diese Zusatzkilometer wurden in früheren Jahren wohl am Anfang entlang des Seeufers gelaufen, wie mir Jochen erzählt, daher kommt auch der Ruf der Strecke als superflach. Hier müssen aber doch einige Höhenmeter genommen werden, die einem Bergerprobten natürlich nur ein müdes Lächeln abgewinnen, einem Flachlandtiroler jedoch schon auffallen.

Diese Wendepunktstrecke bietet wie immer eine gute Möglichkeit, die Konkurrenz bzw. Mitläufer zu beäugen. Zwei „Schwatte“, wie man hier sagt, trommeln sich einen ab und strahlen ob meines Beifalls über alle vier Backen. Sowohl auf dem Hin-, als auch auf dem Rückweg. Richtigerweise erfolgt am Wendepunkt bei km 15 eine Zeitnahme (Kontrolle) und verhindert mögliche böse Taten. Kurz nach der Wende werde ich angerufen und freue mich, Achim zu sehen. Er ist Co-Autor („Sesam“) und will nach langer, krankheitsbedingter Marathonabstinenz heute seine marathonische Wiederauferstehung feiern.

Wieder bin ich gerade im Pulk der 4 Stunden-Läufer unterwegs, was gar nicht nach meinem Geschmack ist, denn da gibt’s immer so ein Gedrängel an den Verpflegungsstellen. Ich setze mich daher etwas ab, um einen ausreichenden Vorsprung zu gewinnen. Ebenfalls nicht ganz nach dem Geschmack ist auch die Zahl der Teilnehmer für den Veranstalter. 1.441 Einzelstarter hatten sich vorangemeldet, im Vorjahr waren es 1.612 und 3.000 hätte man gerne. Nicht schlecht, aber weniger als erhofft, so Stefan Losch, 1. Vorsitzender der Tusem-Leichtathletik-Abteilung. Daß es weniger Läufer als im Vorjahr sind, liegt wohl auch daran, daß der 2009er Lauf gleichzeitig als Westdeutsche Meisterschaft ausgetragen wurde. „Wir hatten uns aber erhofft, dass durch das Kulturhauptstadt-Jahr mehr Menschen angelockt würden“, sagt Losch. Zwar sind in diesem Jahr mehr ausländische Teilnehmer am Start, im Ziel waren allerdings lediglich 1.250 (davon 203 Frauen) und damit erheblich weniger als im letzten Jahr. Und das trotz etlicher Nachmeldungen, wie ich beobachten konnte. Na, wenigstens mit der Zahl der Staffeln (176) hatte man die Kapazitätsgrenze von 200 im Visier.

Der Rückweg am Nordufer führt dann vom km 18 – 21 am Südrand des Stadtteils Heisingen entlang. Hier kommen wir am erhalten gebliebenen Förderturm der Zeche Karl Funke vorbei, um den sich nach Rückbau und Renaturierung des Geländes eine Kleingartenanlage angesiedelt hat. 200 Jahre lang war hier Steinkohle gefördert worden. Kurz vor km 21 wird bei uns zum vierten Mal Verpflegung nachgefeuert und Halbzeit ist bei knapp 1:58 Std. Mir geht es nach wie vor ganz gut, obwohl ich gefühlt schneller unterwegs bin als tatsächlich. Kein unbedingt gutes Zeichen.

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Toll ist der Blick auf den sonnenbestrahlten See, auf dem sich inzwischen viele Segelboote tummeln. Immer wieder stehen Fangruppen an den Seiten und beklatschen uns unermüdlich. Gefühlt ist es zwar keine große Anzahl, aber deren Ausdauer ist schon beachtlich, und das auch noch, nachdem bereits über die Hälfte des Feldes durch ist. Bei etwa km 22 wechseln die Staffeln auf den dritten Läufer und schon nähern wir uns wieder dem Startgelände, wo bei km 23,5 die zweite Runde beginnt und die fünfte Trankstelle bei km 25 durstige Kehlen erquickt.

Unsere Laufstrecke wird auch von Spaziergängern und Radfahrern genutzt, die sich wohl nicht aussperren lassen. Natürlich ist dieser schöne See vermutlich DAS Essener Naherholungsgebiet und entsprechend frequentiert. Unangenehm wird es nur, wenn tumbe Radfahrerrentner vom Format 105 kg meinen, sich den Weg durch Geklingel, Geschrei und böse Worte freidrängeln zu müssen. Was aber nicht klappte, da die Läufer tapfer dagegen hielten. Dies war aber sicher nur ein Einzelfall, denn viele hielten sich vorbildlich am Rand auf, haben die Räder geschoben und die optimale Strecke uns überlassen.

Spätestens in den hohen 20er km in der Mitte des Südufers wird mir bewußt, daß mein körperlicher Einsatz, gemessen am Ergebnis, hoch ist. Zu hoch? Ich stelle mehr und mehr fest, daß ich immer weniger die schöne Umgebung betrachte und stattdessen zu beißen beginne. Muß ich das eigentlich? Ich könnte doch ein bis zwei Gänge herausnehmen, aber das kann ich wiederum mit meinen Ansprüchen nicht in Einklang bringen. Ich habe mir vorgenommen, unter vier Stunden zu bleiben und das wird jetzt auch durchgezogen.

Noch ein Wort zur Frequentierung der Strecke: Es ist eigentlich nirgendwo richtig voll oder gar überfüllt, ein freies Laufen fast überall möglich. Wenn die Veranstaltung jedoch ausgebucht wäre und sich mindestens die doppelte Zahl an Athleten auf der Piste bewegte, würde es arg eng. Klar, das ist reine Hypothese, denn eine solche Teilnehmerzahl „droht“ ja gar nicht, aber trotzdem. Vielleicht sind das auch nur böse Gedanken, die mich in meiner momentanen schlechter werdenden Laune umtreiben.

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Was soll ich über den Rest sagen? Ich werde langsamer, haue aber rein, was geht und rette mich von km zu km. Bei etwa km 35 fällt die Entscheidung: Ich werde so schnell keinen Marathon mehr laufen und mir eine mehrwöchige, vielleicht –monatige Marathon-Auszeit gönnen. Ich muß mit Spaß auch noch auf der zweiten Hälfte unterwegs sein und möchte einen befreienden Zieleinlauf genießen. Beides ist augenblicklich nicht drin. Leider. Aber ich muß ehrlich zu mir sein. Ich bin ganz klar keiner derjenigen, die Woche für Woche Marathons am Fließband abspulen können. Und da ich auch noch mit 70 ankommen will, kann ich es mir nicht erlauben, mich sauer zu laufen.

Vor der Tribüne an der Regattastrecke kommt ein Cafe, aus dem mich der Dirk von der LG Donatus Erftstadt (3:14, Respekt, Dirk!) anruft: „Wolfgang, willsten Bier?“ Das sind echte Freunde, das muntert auf. Genau so, wie die lieben Angehörigen des VfL Bergheide um Werner Kerkenbusch, die mich mittlerweile ins Herz geschlossen haben. Danke, liebe Freunde für Eure Unterstützung!

Na ja, mit 3:57 laufe ich dann mit einer noch befriedigenden Zeit ein, die dafür aufgewandte Energieleistung ist mir aber zu hoch. Wenn ich mir vorstelle, eine durchaus im Bereich des körperlich Machbaren liegende 3:30 bis 3:40 laufen zu wollen – das ist in der momentanen Verfassung einfach nicht drin. Göttlich ist das bleifreie Erdinger im Ziel: Wie mailte mir noch der Werner heute morgen? „Nie schmeckt es besser, als nach einem Marathon.“ Wie wahr!

Wir finden ein tolles Plätzchen kurz hinter dem Zieleinlauf und wo die Medaillen (sehr schön!) auf dem Bierzelttisch abgeräumt und verteilt sind, findet der Hintern des Herrn Bernath ein Plätzchen, wo er, von der Sonne bestrahlt und Erdinger trinkend, wieder Energie tanken kann. Viele nette Gespräche möbeln mich mental auf, Jochen versorgt Werner und mich mit einem weiteren Bleifreien und die Welt ist wieder schön. Die Rückfahrt im offenen Roadster tut ein Übriges.

Mein Entschluß bleibt allerdings fest: Ich melde mich hiermit für mindestens die nächsten zwei Monate marathonmäßig ab und komme gerne wieder, wenn die Zeit dafür reif ist. Genießt die kommenden „Aufgaben“, ich werde Euch interessiert, aber nicht körperlich, begleiten.

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Diesen Bericht gibt es mit vielen weiteren Fotos auch auf Marathon4you.de!

Streckenbeschreibung:
Fast flacher, durchgehend asphaltierter, vermessener und bestzeitfähiger Zweirundenkurs mit einer Wendeschleife in der ersten Runde.

Startgebühr:
29 bis 45 €, je nach Anmeldezeitpunkt.

Rahmenprogramm:
Pastaparty am Vortag gegen Bezahlung. Startnummernausgabe in der Sporthalle am Regattahaus, dort auch Damenduschen (Herrenduschen im ETUF Clubhaus).

Weitere Veranstaltungen:
Staffelmarathon für bis zu vier Läufer (m, w, mixed).

Auszeichnung:
Medaille, Urkunde (sofort und online), Pokale und Sachpreise für die Schnellsten.

Logistik:
Relativ kurze Wege zwischen Startnummernausgabe (Turnhalle R.a.B.-Clubhaus), Start (Freiherr-vom-Stein-Straße) und Ziel (Regattahaus). Gepäckaufbewahrung im Zelt neben der Tribüne.

Verpflegung:
Ca. alle 5 km mit Wasser, Iso, Tee, später Cola und Bananen. Im Ziel zusätzlich ein Pilsken und/oder den Lebensretter aus Erding. 

Zuschauer:
An einigen Schwerpunkten gutes Interesse, aber auch ruhige Passagen. Es ist halt kein Stadtmarathon.