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10. Freiburg-Marathon am 07.04.2013


Heavy Metal for the battle

Nichts haßt meine Gattin mehr, als wenn ich das Jahr reisetechnisch frühzeitig bereits mehr oder weniger verplant habe. Meistens führt es uns dann natürlich zu irgendwelchen aus meiner Sicht attraktiven Laufveranstaltungen, die ich dann häufig mit netten Aufenthalten garniere, um sie einzuwickeln und im wahrsten Sinne des Wortes mitzunehmen. Komischerweise war die Geschichte dann hinterher immer super, ich kenne sie ja mittlerweile. Kürzlich holte sie im Rahmen der diesjährigen Urlaubsplanung (selbstverständlich inkl. Marathonläufe) Luft und sprach: „Ich will aber auch noch mal in den Schwarzwald!“ „Kein Problem, Schatz, am ersten April-Wochenende sind wir dort. Schon alles inkl. Wellnessaufenthalt gebucht!“ Nach Überwindung der ersten Schockstarre breitet sich wohliges Grinsen über das Gesicht der besten Ehefrau von allen. Ja, Männer, so macht man das.

Wer nach Schwarzwald schreit, bekommt den auch, und so biegen wir hinter Baden-Baden von der Autobahn ab und besuchen zunächst die Hornisgrinde, mit 1.156 m die höchste Erhebung des Nordschwarzwalds. Kurz davor trifft uns fast der Schlag: Hier wird noch Ski gefahren! Vom attraktiven Mummelsee (tiefgefroren und schneebedeckt) machen wir eine kleine Fußtour hinauf und besichtigen den Hornisgrindeturm. Die geplante Rundtour auf einem Bohlenweg über das dortige Hochmoor fällt dem Schnee zum Opfer. Die Hornisgrinde ist übrigens Namensgeberin des waldreichsten Marathon Deutschlands, ein netter, prima organisierter Lauf, den ich vor zwei Jahren absolviert habe.
 

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In Freiburg sind wir strategisch günstig in Start-/Zielnähe untergekommen und müssen erst einmal ein kostenloses Upgrade von DZ auf Appartement mit 50% mehr Platz und Wohnzimmer hinnehmen. Ich liebe Freiburg schon jetzt! Hier können wir uns am Samstagmorgen um den nahegelegenen Flückinger See, einer grünen Innenstadtoase, sehr nett die Füße vertreten und so die richtige Grundlage für ein opulentes Frühstück schaffen. Die Marathonmesse, wie überhaupt die komplette Infrastruktur, ist in der Messe Freiburg optimal nahe beieinander plaziert, wir haben rund 1,5 km Fußweg, überhaupt kein Problem. Alles geht rubbeldiekatz, ab 12 Uhr kann man sich stundenlang der Pastaparty hingeben. Übrigens auch am Folgetag. Jede Menge Aussteller haben viel und Interessantes zu bieten, mir gefällt am besten die Andrea Zafferer, Chefin des Zermatt-Marathons, die mich sofort wieder verhaften will. Ach, das Nein fällt schwer, aber dieses Jahr geht’s endlich nach Davos zum K 78.

Über das Wetter der vergangenen Wochen, ja Monate, brauche ich mich hier nicht auszulassen. Für diejenigen, die den Bericht zu einem späteren Zeitpunkt lesen: Saukalt war er, dieser Winter, dunkel, feucht, ein Frühjahr bei täglichen starken Nachtfrösten selbst Anfang April nicht in Sicht. Wie sehr hofften wir im Vorfeld auf ein paar freundliche Sonnenstrahlen mit deutlichen Plusgraden in Germaniens bekanntermaßen wärmster Region. Wir sollten aber enttäuscht werden, denn selbst nachmittags kratzen wir nicht mal im Ansatz an der 10 Grad-Marke. Aber wir wollen nicht meckern, denn es ist und bleibt trocken.
 

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Unser Daniel, frisch genesen, macht wieder den 5 Stunden-Zugläufer und berichtet mir betrübt von seinem Verlust. In der Toilette hatte er sich die Hände gewaschen und dabei seine Kamera am Waschbecken liegengelassen. Kurze Zeit später bemerkt, war das Teil schon fort. Schade, wenn engagierte Reporter von Kriminellen in der Ausübung ihrer Tätigkeit behindert und so um die Früchte ihrer Arbeit gebracht werden. Glücklicherweise kann er trotzdem bald wieder strahlen.

Heute trage ich mit stolzgeschwellter Wade ein neues, schmuckes Kleidungsstück. Wir haben zwar diese schönen, orangefarbenen Socken mit „marathon4you.de“-Aufdruck im Bündchen, die echt klasse aussehen und toll für unsere Webseite werben. Zumindest theoretisch, denn die blöden Dinger sacken nach wenigen hundert Metern immer in sich zusammen, die Schrift ist nicht mehr zu lesen. Gerade dann, wenn sich das Feld etwas verläuft und man sich seine Mitstreiter und deren Fußbekleidung etwas intensiver betrachten kann. Abhilfe schaffen seit heute meine neuen Kompressionsstrümpfe, die man sich im Vorfeld hat bestellen können. OK, auch ein Sonderpreis von 45 Ocken ist nicht von Pappe, aber ein Strumpf mit eigenem Namensaufdruck hat schon etwas für sich. Knallorange ist er auch noch und paßt somit super zur m4y-„Uniform“.

Über unseren Köpfen, später übrigens noch einmal, schwebt eine Art Drohne. Ich weiß ja, daß mein Chef diese Dinger beschaffen will, aber die werden doch hoffentlich nicht hier und heute getestet, um uns Beine zu machen?

Beim gemeinsamen Start der Marathon- und Halbmarathonläufer (die können wohl in den kommenden beiden Jahren ihre Deutschen Meisterschaften hier austragen) um 11 Uhr ist, wie so gerne bei Stadtmarathons, an freies Laufen zunächst nicht zu denken. Zudem starte ich auch im zahlenmäßig stärkeren zweiten von drei Blöcken zehn Minuten später (Zielzeiten: HM 2:00 und M 4:15). Meine ersten beiden km-Zeiten liegen deutlich über sechs Minuten. Na ja, das Delta zu den gewünschten durchschnittlichen 5:40 min/km ist ja nicht groß. Anderthalb Minuten auf vierzig km aufzuholen, ist ein Klacks. Wen interessiert das schon? Mich. Der gestrige Glückskeks beim Chinesen meines Vertrauens hat es schon offenbart: „Sie lieben die Freiheit und werden rebellisch, wenn man Sie auf irgendeine Art einzuengen versucht.“ Richtig. Also fort mit Euch, vor und um mich laufendes Gesindel!
 

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Auf dem Grünstreifen zwischen den 2 x 2 Spuren stehen jede Menge Fotografen, glücklicherweise finde auch ich ein Plätzchen, um die Meute unter den Startbannern einzufangen. Hinter der Unterführung biegen wir links ab und ich lausche dem Gespräch einer Läuferin mit dem 2:00-Zugläufer (für Halbmarathon, versteht sich!). Sven-Heiko Hennig macht heute einen lockeren Trainingslauf für seinen Saisonhöhepunkt, den Berliner Mauerweglauf über 100 Meilen. Dank Joes selbstlosem Einsatz 2011 bin ich im Bilde und kann ein wenig mit ihm fachsimpeln. Es ist eine sehr gute Idee, des menschenverachtenden „antifaschistischen Schutzwalls“ der glücklicherweise verblichenen DDR laufend zu gedenken.
 

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Baden ist, was Unterhaltung auf der Strecke betrifft, deutschlandweit führend. Ist Karlsruhe der Tanzmarathon schlechthin, sind hier 42 Bands zu unserer Unterhaltung auf 21 km verteilt, das zu dividieren sogar ich noch schaffe. Theoretisch erfolgt für mich also jeweils nach knapp drei Minuten ein musikalischer Ansporn, alle zu fotografieren bekomme ich allerdings nicht hin, denn ein wenig Laufrhythmus schadet ja auch nicht. Die erste Band, die ich entdecke, trägt die Nr. 3 von 42, offensichtlich befinden sich die ersten beiden noch im Tiefschlaf. Dann entspannt sich die Laufsituation doch schneller als befürchtet, zuschauerbegleitet geht es an den nördlichsten Punkt des Kurses. Nach Unterquerung der Eisenbahnlinie bei km 3,5 nehmen wir Kurs auf die Innenstadt. Durch eher ruhige Wohnstraßen, aber immer wieder zuschauerunterstützt, durchlaufen wir nach der ersten Verpflegung mit der Haydnstraße eine, die hält, was sie verspricht. Herrliche Villen erfreuen unsere Augen beiderseits, zu denen der junge Mann, der uns mit seiner Flüstertüte in Phantasieuniform in Adolf-Manier lautstark Beine macht, einen interessanten Kontrapunkt setzt.

Kurz vor km 6 kommt die erste Wechselstelle des S’Cool-Runs, aber die dreißig Schüler-/Lehrerstaffeln sind nach uns gestartet und haben uns noch nicht eingeholt. Gähnende Leere also. Dann die Mozartstraße, ein Gedicht und eine weitere Steigerung gegenüber der Haydnstraße. Hier könnte ich es auch aushalten. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll es im Ausnahmefall in Freiburg auch schon mal Sonne und ein paar Wärmegrade geben, nur heute nicht. Sowohl auf der ersten, als auch auf der zweiten Runde habe ich Glück: Der auf den Schloßberg führende Schrägaufzug überquert, wie bestellt, auf einer Brücke just in dem Augenblick unsere Strecke, als ich darunter herlaufe. Dann, nach sieben km, kommen wir in die Innenstadt. Und es gibt sie tatsächlich: Dicke, fette Kroketten, die in den schönsten Farben auf dem mittleren Grünstreifen prangen, der Hin- und Rückweg voneinander trennt. Das wird heute nicht die letzte Begegnungsstrecke bleiben, allzu kreative Läufer hindert man durch eine geschickte Anordnung der Zeitmeßmatten erfolgreich an der Ausübung ihrer Untaten.

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Weiter in der Innenstadt rummst es wieder einmal gewaltig: Der Rhythmus des Schwermetalls läßt einen älteren Herrn erneut nicht unbeeindruckt. „Heavy Metal for the battle“ sorgt doch für den einen oder anderen kurzen Stop im Laufgefecht, erst zum Fotografieren, dann zum Headbangen oder beides gleichzeitig. „Highway to hell“, „Hells Bells“, „Easy Livin’“, „Smoke on the water“ höre ich, leider nur im Vorbeilaufen, auch „Ballroom Blitz“ habe ich gefühlte 100 Jahre nicht mehr gehört. Gott sei’s geklagt, hier kennt mich keiner, ich kann mich also der Mucke hingeben. Vor dem Herrn Chefredakteur brauche ich mich auch nicht mehr zu schämen, nachdem er sich heute Morgen als AC/DC-Fan geoutet hat.

Die unterquerte Schloßbergbrücke, einen Fußgängerübergang, zieren jede Menge Reliefs, die ich gerne betrachtet hätte, aber leider wird die Zeit nicht angehalten. Also weiter. Dann die nächste Begegnungsstrecke, am Rand derer die ersten Straßenbahnschienen liegen, die uns noch viel Verdruß bereiten werden. Eine Halbmarathonia wird spontan ein paar Meter von einer Freundin vom Streckenrand begleitet. „Oh je, hoffentlich darf man das?“ „Ach wo, das interessiert doch keinen!“ Vor allen Dingen, der laufende Reporter hat den Frevel bereits bildlich eingefangen. Dann entdecke ich ein vergleichsweises Rinnsal, an dem wir entlanglaufen. Das wird doch nicht etwa? Tatsächlich, es ist die Dreisam. Irgendwie hatte ich mehr erwartet. Warum, weiß ich auch nicht, vielleicht, weil man „Dreisam-Stadion“ so oft hört? 180°-Kehre und auf der anderen Seite wieder zurück.
 

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Der Laufclub 21 ist am Spendensammeln, trotzdem ist Peter Hübner nach 4:22 Std. im Ziel, Respekt! Den Pumuckl habe ich dieses Mal aber leider verpasst. Wie verlassen die Dreisam und kommen durch das eingerüstete Schwabentor in die Altstadt, jetzt wird’s haarig. Einerseits wunderschön durch etliche im Krieg unversehrt gebliebene Bürgerhäuser und guten Zuschauerzuspruch, andererseits wird der Straßenbelag echt übel: Grobe Kopfsteine mit teilweise löchrigen Zwischenräumen, gepaart mit Straßenbahnschienen, verlangen größte Aufmerksamkeit. Insbesondere auf der zweiten Hälfte wird das eine echte Herausforderung, ich muß dem Untergrund mehr Beachtung schenken, als ich will, und kann die Umgebung gar nicht so intensiv bewundern, wie ich möchte. Schön, daß man in Freiburg die Masse der Wasserkanäle an den Straßenrändern erhalten und saniert hat. Das vermittelt Atmosphäre und läßt Bilder entstehen, die man kaum noch kennt: Wo, bitteschön, sieht man noch kleine Jungs, die ein Holzschiffchen an einem Faden hinter sich herziehen? Erinnerungen werden wach.

Viel los ist immer an den Wechselstellen des S’Cool-Runs, dann laufe ich auf einen Helden auf. Neun Startnummern auf der Rückseite seines Umhangs weisen ihn als bald zehnfachen Finisher aus. Er ist so mit sich selbst beschäftigt, daß er nicht einmal mitbekommt, wie ich ihn von vorne aus nächster Nähe knipse. Dann beginnt der für mich schönste Teil der Altstadt: Die Haupteinkaufsstraße, Kaiser Joseph-Straße („KaJo“) mit Namen, die wir durch das weltberühmte McDonalds-Tor betreten. Das kennt Ihr nicht? Doch, steht doch deutlich an beiden Seiten drauf! Bei km 15,4 soll sie singend stehen, das GZSZ-Häschen Jeanette Biedermann. "So einen Star haben wir noch nie gehabt", wird Gernot Weigel, Chef des Veranstalters Runabout, zitiert. Als ich vorbeikomme, herrscht auf der Bühne gähnende Leere. Ob ich etwas verpasst habe? Noch ein bekannter Mensch ist unterwegs: Luan Krasniqi, der Ex-Profiboxer und mehrfache Schwergewichts-Europameister. Der startet beim Halbmarathon und nutzt seinen Start zum Testen seiner Laufform für einen persönlichen sportlichen Höhepunkt: Am 13. Oktober 2013 wird er sich in München an die volle Distanz wagen. Bei beiden Läufen startet er für einen guten Zweck: Mit seinem Engagement möchte der Rottweiler auf die Arbeit der SOS-Kinderdörfer im Kosovo aufmerksam machen und zu Spenden aufrufen. Mit 1:48:23 wird er sich durchaus achtbar aus der Affäre ziehen.
 

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Das Symbol des Laufs schlechthin, zumindest in meinen Augen, erreichen wir kurz vor km 18: Die blaue Wiwili-Brücke über die Gleisanlagen. Der Name hat nichts mit GleichFerdinand oder ÄhnlichHubert zu tun, er kommt von der nicaraguanischen Partnergemeinde, in der zwei Freiburger während eines humanitären Hilfseinsatzes ermordet worden waren. Beeindruckend ist das sich mir bietende Bild, links und rechts blaue Stahlträger, geradeaus die Doppeltürme der Herz-Jesu-Kirche. Wirklich schön, dieses Foto hat auch mal den Titel eines unserer Printmagazine geziert. Dann geht es fast schon auf die Zielgerade, drei km durch nicht ganz so aufregendes Gebiet sind noch zu absolvieren. Erfreulicherweise haben die Bands an der Strecke noch Schwung, dann teilt sich das Feld am Ende der letzten Brücke. Allerdings sehr ungleichmäßig, denn mehr als fünfmal so viele Halbmarathonläufer biegen nach rechts ab als wir Bescheuerten, die meinen, nach links und damit noch eine zweite Runde laufen zu müssen. Gut, daß mich der Chef heute früh nochmal daran erinnert hatte, sonst wäre ich aus Versehen rechts abgebogen!

Nein, im Ernst, die Strecke ist wirklich nett, der Service gut, zur Abrundung fehlen nur ein paar Grad und die passenden Sonnenstrahlen. Mit 1:59 liege ich zwar gut in der Zeit, merke aber vor allem die Füße doch mehr, als mir lieb ist. Die Schuhe werden hinterher direkt in der Tonne landen. Mein treues Weib erwartet mich leicht frierend zur Anfeuerung, zur Belohnung gibt’s einen salzigen Schmatz und ein kurzes Schwätzchen, soviel Zeit muß sein. Dann wird es doch wirklich deutlich einsamer, auch die Zuschauerresonanz nimmt merklich ab. Wer will es ihnen verdenken, so toll ist das Wetter leider nicht. Jetzt habe ich Zeit, auch mal die Verpflegung in Ruhe zu betrachten. Wasser, Iso, Bananen und Gels alle fünf km, dazwischen wieder Wasser, das paßt prima. Schlecht sind allerdings die Becher, die hat kein Lauferfahrener bereitgestellt: Nicht zusammendrückbares Plastik, ganz übel sind die noch größeren 0,3 l-Vertreter, da schwappt die ganze Suppe während des Laufens heraus und man muß zum Trinken stehenbleiben, will man nicht alles verschütten. Sehr viel besser sind die leider nur vereinzelt anzutreffenden Pappbecher.

Geile Meile, bei „Twice Aday“ wäre ich gerne eine Weile stehengeblieben und hätte abgerockt, aber die Zeit… Leider sind sie bei der Abstimmung nicht weit vorne gelandet, aber so ist das halt, wenn man nicht dem Mainstream huldigt. Papperlapapp, Hardrock und Schwermetall for President, erzählt mir nichts! Heavy Metal for the Battle! So etwa nach 30 km wird es mal wieder zäh, der 4 Stunden-Zugläufer holt mich ein. Dranhängen, lautet die Devise, denn quälen kann ich mich. Glücklicherweise entpuppt Patric Marquart sich nicht nur als m4y-affin, sondern auch als äußerst kommunikativ. Als ich mich darauf einzustellen beginne, schwätzchenhaltend das letzte Viertel zu überstehen, biegt der Junge zum Pinkeln ab und vorbei ist die Herrlichkeit. Wieder durch die Innenstadt halte ich nochmals Ausschau nach Frau Biedermann. Ist sie das von hinten? Ich habe zum Anhalten keinen Nerv mehr, dann öffnet die den Mund. Ja, das Geschrei ist eindeutig. Hat auch deutlich an Format gewonnen, die Dame! Oder habe ich mich da versehen?
 

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Jetzt nicht mehr in Patrics Windschatten laufend ist Petra Kastrowiak. Die läuft auf dem finalen km an ihrer Familie vorbei, der Mann fotografiert sie, die Eltern schieben den Nachwuchs im Kinderwagen. Ihr hättet erleben sollen, wie der Panz reagiert hat, als er seine Mutter entdeckte! Herrlich, diese Begeisterung! Das hätte man für seine spätere pubertäre Phase filmen müssen. Weiter, letzte Meter. Das Finish lohnt sich heute übrigens besonders, denn der Veranstalter verlost unter dem Motto „10 Jahre – 10 Reisen“ zehn Kurzurlaube. Einzige Bedingung ist das Überqueren der Ziellinie hoch erhobenen Hauptes und auf eigenen Füßen. Ich habe den Kürbis sehr weit oben und soweit ich es verfolgt habe, auch noch die eigenen Quanten an den Stelzen, genutzt hat’s aber nicht, denn die Glücklichen sind andere. Dabei hätte ich doch zum 75. (nicht Geburtstag, Mensch!) ein Geschenk verdient gehabt. Egal, mit 3:58 ungerade habe ich mich nochmal unter vier Stunden ins Ziel gerettet und werde zur Belohnung von Klaus abgelichtet. Kurz danach kommt, auch noch mit einer „3“ vorne, Patric Marquart ins Ziel. „Ich weiß gar nicht, wie ich das anstelle, manchmal vierzig Minuten schneller einzulaufen!“ Das beruhigt, da war ich heute doch nicht als einziger am Kämpfen.

Die Zeiten ganz großen Andrangs beim vollen Marathon sind allerdings, wie bei vielen anderen Veranstaltungen auch, vorbei. Waren es zur Erstausgabe noch um die 3.000 Finisher, hat sich die Zahl in den letzten Jahren um die 1.500 (davon nur max. 15 % Frauenanteil) eingependelt, was ja immer noch ordentlich ist. 1.189 werden es heuer sein, zu denen sich jede Menge Halbmarathoni und Staffelläufer gesellen, sodaß es insgesamt 8.695 Teilnehmer (bei über 11.000 Voranmeldern) aller Wettbewerbe im Ziel gezählt werden. Bemerkenswert ist die Geschwindigkeit des heutigen Marathons: Der Median liegt bei den Männern, wie im Vorjahr, bei 3:48:50 Std. Das ist doch deutlich flotter als bei vergleichbaren Veranstaltungen. Ob es daran liegt, daß wir es hier mit einem der klassischen Frühjahrsmarathons zu tun haben und viele aktiv sind, die nur einen oder zwei Marathons im Jahr laufen und daher auf den Punkt trainiert sind und sich voll verausgaben?

Als ich im Ziel bin, reißt der Himmel auf. Na, da wird mir doch wenigstens der Abschied noch ein wenig versüßt. Eine schöne Jubiläumsmedaille gibt’s und dann reißen sich noch einige Mädels mit Wärmefolien um mich. „Ihr seht ja noch besser aus als die Medaillen!“ sage ich und ernte strahlendes Lächeln. Dann treffe ich nochmals den künftigen Mauerwegläufer Heiko, der irgendwie plötzlich zum 4 Stunden-Zugläufer mutiert zu sein scheint. Ja, trainingsmäßig muß man 100 Meilen schon anders angehen als einen Marathon: Um drei Uhr aufzustehen, um dann vor der Arbeit 30 – 40 km abzureißen, dazu gehört schon etwas. Dir alles Gute am 17./18. August!

 

Startgeld:
48 - 55 € je nach Anmeldezeitpunkt

Wettbewerbe:
Marathon, Halbmarathon, Marathonstaffel für vier Personen und Halbmarathonstaffel für bis zu sieben Schüler (Klassen 5 – 12) und Lehrer.

Rahmenprogramm:
Pastaparty (inbegriffen), Marathonmesse.

Streckenbeschreibung:
Leicht welliger 2 Runden-Kurs mit 100 HM pro Runde, Zeitlimit 6:00 Stunden.

Auszeichnung:
Medaille, Urkunde aus dem Netz.

Logistik:
Qualitativ und quantitativ top in den Messehallen.

Verpflegung:
Wasser, Iso, Bananen, Gel.