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7. Gran Canaria-Marathon am 24.01.2016


¡Venga, ánimo, vamos!

Habe ich sie doch tatsächlich herumgekriegt, meine geliebte Gattin, und mir ihr Einverständnis eingeholt: Auch für uns geht es endlich mal aufs Kreuzfahrtschiff. Da man vorher ja nie weiß, wie einem so etwas bekommt, fangen wir sicherheitshalber erst einmal mit einer einwöchigen Seereise zum Ausprobieren an. Zuhause ist es bekanntermaßen wettertechnisch noch sehr usselig und im Sommer, wenn es eh warm ist, brauche ich nicht aufs Mittelmeer. Also haben wir uns für die Kanaren entschieden, die das ganze Jahr über mit ziemlich konstanter, nicht zu großer Wärme, locken und erleben so schon mal eine sehr frühe Frühlingswoche.

Wer mich kennt weiß, daß bei mir Reisen und Laufen untrennbar zusammengehören. Natürlich weiß das auch die beste Ehefrau von allen, aber entweder hat sie diesmal wirklich keinen Verdacht geschöpft oder aber resigniert und sich in ihr ach so hartes Schicksal ergeben. Jedenfalls bemühe ich weit im Vorfeld der für etwa Ende Januar/Anfang Februar geplanten Reise ausgiebig diverse Laufkalender und lande tatsächlich einen Volltreffer: Marathon in Las Palmas auf Gran Canaria, dem Start- und Zielort unserer Rundreise. Selbstverständlich ist damit der Reisezeitraum sofort fixiert und mein Argument, es sei ja vernünftig, bereits zwei Tage vorher zwecks Akklimatisation anzureisen, überzeugt die Dame. Was sie natürlich auch nicht weiß ist, daß sie auf diese Weise erneut zu einem schönen 10 km-Lauf im Ausland kommen wird. Ich weiß ja, wie sie tickt. Wie war es nochmal in Las Vegas? Schockstarre beim „zufälligen“ Besuch der Marathonmesse, um dann leichenblaß die beiden Startnummern für den gemeinsamen Fünfer und den Viertelmaraton am Folgetag in Empfang zu nehmen. Noch heute sehe ich sie mit breitestem Grinsen an allen Themenhotels vorbei über den „Strip“ laufen.

Am Freitagmorgen geht es mit dem Flieger ab Düsseldorf in Richtung Gran Canaria, der nach Teneriffa und Fuerteventura drittgrößten der sieben Haupt- und sechs Nebeninseln der Kanaren. Nach viereinhalb Stunden Flug kommen wir mittags an und nutzen dankbar den kostenlosen Shuttleservice unseres AC-Hotel Las Palmas, der uns über knapp 20 km vom Flughafen in die Stadt bringt. Die Unterkunft liegt unmittelbar an der Laufstrecke, etwa drei km von Start und Ziel und schlappe 300 m vom Kreuzfahrtpier entfernt, das ist logistisch für uns also kaum zu toppen. Genauso wie das Wetter, das uns mit eitel Sonnenschein bei 20° verwöhnt.

Nach dem Einchecken animiere ich die Gattin direkt zu einem schönen Spaziergang entlang des 3,2 km langen Strandes Las Canteras und seiner Promenade an der westlichen Seite der Landenge von Guanarteme. Die verbindet die Halbinsel La Isleta im Nordosten Gran Canarias mit dem Rest der Insel. Las Canteras ist der größte und während des ganzen Jahres von Stadtbewohnern und Besuchern am stärksten genutzte der vier städtischen Strände. Schon bald nähern wir uns einem markanten Gebäude: Auditorio Alfredo Kraus heißt der 1997 errichtete Musentempel nach dem 1927 in Las Palmas als Sohn einer spanischen Mutter und eines österreichischen Vaters geborenen Alfredo Kraus, der 1999 sein irdisches Dasein in Madrid beendete. Er gilt als einer der besten Tenöre des zwanzigsten Jahrhunderts.
 

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Noch ist die Gattin völlig arglos - hätte ich an dieser Stelle gerne gesagt, aber leider macht die Stadt keinen Hehl aus dem kommenden Ereignis und wirbt, was das Zeug hält. Plakate an allen Straßenlaternen und (leider) auch auf den großen Anzeigetafeln über der großen Zufahrtsstraße vom Flughafen nach Las Palmas, die meine Holde natürlich sofort entdeckt hatte: „Schau mal, hier wird ja am Sonntag Marathon gelaufen! Du nimmst da doch nicht etwa teil?“ „Desde luego, mein Schatz, selbstverständlich!“ Sie ergibt sich, kurzzeitig leicht angesäuert, in ihr Schicksal. Das Dumme nämlich ist, daß sie derzeit verletzt ist und den Zehner, zu dem sie angemeldet ist, leider sausen lassen und sich daher während meines Laufs alleine beschäftigen muß.

Wir nutzen die anderthalb Tage vor dem Lauf zu einer ausgiebigen Inselerkundung, die angesichts der doch überschaubaren Größe durchaus gelingt, zumindest reicht es für einen nachhaltigen ersten Eindruck. Am Freitagnachmittag gesehen haben sollte man auf jeden Fall die gut drei km südlich des Hafens gelegene Altstadt („Vegueta“) mit dem Hauptplatz Santa Ana (Kathedrale, Rathaus, Casa de Colón) als auch den benachbarten Plaza Espíritu Santu. Nördlich der Altstadt, also wieder in Richtung des Hafens Santa Catalina (Touristenzentrum), liegt der Stadtteil Triana, der mit Bauwerken aus der Zeit um 1900 entlang der Calle Mayor de Triana (Hauptgeschäftsstraße und Fußgängerzone) beeindruckt. Die Häuser zeigen typische spanische Architekturelemente dieser Zeit, unter anderem Jugendstilfassaden, auf die ich ganz besonders stehe.

Am Samstag haben wir für kleines Geld ein Auto gemietet und lümmeln erst einmal im Inselsüden herum. Da es in Las Palmas häufig stark bewölkt ist, hat sich der Tourismus von der Hauptstadt in den Süden verlagert und ist heute nahezu ausschließlich auf Maspalomas und die Costa Mogán konzentriert. Wer El Arenal auf Mallorca mag, ist hier richtig aufgehoben. Aber es gibt auch durchaus Schönes zu entdecken: Ganz besonders sehenswert sind die Dünen, die sich über eine Länge von sechs und eine Breite von ein bis zwei Kilometern erstrecken. Der Sand besteht hier überwiegend aus von der Brandung angeschwemmtem und zerriebenem Korallen- und Muschelkalk – verwehter Sand aus der Sahara ist nicht der eigentliche Ursprung. Immer wieder richteten schwere Stürme einigen Schaden an und spülen viel Sand ins Meer. Am Leuchtturm befindet sich eine Oase („La Charca“), in der zahlreiche Wasservögel brüten, und die ebenso wie die Dünen seit 1987 unter Naturschutz steht. Die Rückfahrt nehmen wir über die Inselmitte. Schnell zeigt sich, daß wie alle Inseln der Kanaren auch diese vulkanischen Ursprungs ist. Die höchste Erhebung ist der 1949 Meter hohe, erloschene Vulkan Pico de las Nieves. Wahrzeichen Gran Canarias ist der 1813 Meter hohe Roque Nublo. Den Abend beschließt, wie am Vortag, ein leckeres Essen auf der Plaza Catalina unweit unseres Hotels, die Pastaparty fand nur bis 16 Uhr statt.
 

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Der nun schon zum siebten Mal durchgeführte Gran Canaria Marathon in Las Palmas samt Nebenwettbewerben beginnt sonntags recht früh. Gut, daß wir unweit zu Start und Ziel wohnen. Die Startzeit des Zehners (bereits um 8:20 Uhr) spielt ja keine Rolle mehr, daher gelingt uns ein vernünftiges Frühstück, bevor wir uns zu Fuß aufmachen, damit ich die knapp 400.000 Einwohner-Stadt auf Laufschuhen erobere. Um 9 Uhr geht es los, vor halb neun sind wir vor Ort und sehen die letzten beiden km nach dem Gang zur Startnummernausgabe bereits zum zweiten Mal. Die ersten Urlauber und/oder Einheimischen liegen bereits am Strand oder surfen, teils auf, teils prustend in den kräftigen Wellen. Auch treffen wir die diesmal überwiegend äthiopischen Gazellen beim Warmmachen, sie sind schon gut drauf und grüßen freundlich.  Während der große Rest Europas friert, genießen wir so schon morgens angenehm frühlingshafte Temperaturen um die 20 Grad.

Die Startaufstellung läßt auf eine Veranstaltung für Weltklasseläufer schließen. Wo sonst  kommst Du bei vier Startblöcken schon ab einer avisierten Zielzeit über 3:31 Std. nur noch in den letzten? Die ersten drei sind reserviert für Läufer, die in 2:50, 3:00 bzw. 3:30 Std. zuhause sein wollen und können. In die ersten beiden Blöcke kommt man darüber hinaus sogar nur bei zeitgerechtem Nachweis einer entsprechenden, nicht älter als drei Jahre gelaufenen Zeit. Meine vor vielen Jahren erzielte Bestzeit bringt mich in den vorletzten Block. Preisgelder gibt’s für die jeweils ersten Zehn, wobei Männer unter 2:20 und Frauen unter 2:45 Std. bleiben müssen, sonst werden 25% der jeweiligen Summen (von 2.000 bis 75 €) abgezogen. Also doch ein Lauf der Asse. Für die jeweils ersten Drei gilt: Wer die Streckenrekorde (2:14:39 Std. bei den Männern und 2:34:56 Std.- bei den Frauen) unterbietet, kassiert zusätzlich 500, 350 oder 200 €). Für Nordafrikaner rentiert sich das schon im Falle einer (gesponserten) Einladung.

Pünktlich geht es im strahlenden Sonnenschein vor dem Auditorio los, schon die ersten Meter sind nur zum Wohlfühlen. Viele, ja sehr viele Teilnehmer sind in den gelben (Halbmarathoni) bzw. roten Veranstaltungsshirts (Marathoni) unterwegs, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Gilt es nicht, sich dieses redlich zu erarbeiten, bevor man es über die dann zu recht stolzgeschwellte Brust zieht? Noch kein km ist gelaufen, heizt uns bereits die erste von einer ganzen Reihe Trommel- und Percussionsbands ein, als ob es nicht auch so schon warm genug wäre. Die ersten Straßen sind optisch eher unspektakulär, was aber kein Problem darstellt, da sich das Feld eh erst einmal sortieren muß.
 

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Ich könnte Euch jetzt erzählen, daß wir von der Calle del Industrial José Sánchez Penate über die Calle Castillejos (links der Plaza del Pilar) und weiter über die Calle Costa Rica und die Avenida Josè Mesa y López usw. usw. laufen, doch diese Informationen sind für Euch von eher geringem Wert. Toll anzusehen, und daher ist man ja auch in solchen Gegenden unterwegs, sind die vielen großen Palmen, welche die Straßenränder links und rechts schmücken. Ich habe mein Tempo schnell gefunden und komme gut voran. Deutsche Läufer sind erkennbar in nicht unerheblicher Zahl dabei – wer will schon den ganzen Winter nur im Kalten laufen, wenn man sich eine Alternative leisten kann und will? Mit einer netten Läuferin der LG Rüsselsheim komme ich ins Gespräch, wir freuen uns gemeinsam über diesen schönen Tag.

Nach nicht einmal drei km reicht man uns zum ersten Mal Schwämme, die, passend zum Ereignis, die Form der Insel Gran Canaria besitzen, ein wirklich netter Gag. Gute 5 km sind gelaufen, als man uns zum ersten Mal Flüssiges reicht. Verschiedenes gibt es im Becher, ich bevorzuge Wasser, das man uns in Drittelliterflaschen anreicht. Ich finde dieses System prima, so kann ich deren Inhalt in Ruhe während des Laufs leeren und muß beim Trinken nicht hetzen. Ein schöner Park zur Linken grüßt uns mit mehreren Jugendstilpavillons auf unserem Weg in Richtung Vegueta, der Altstadt. Vorher durchqueren wir noch auf der autofreien Haupteinkaufsstraße den Stadtteil Triana, hier stehen viele schöne mondäne Häuser aus längst vergangenen Zeiten, deren prächtige Fassaden wirklich beeindrucken.

Ein echter Hingucker nach einer kleinen Begegnungsstrecke ist auch der Plaza de Santa Ana zwischen Kathedrale und historischem Rathaus, mit dessen Erreichen wir endgültig in der Altstdt angekommen sind. Einige sehr nette Gassen später laufe ich auf Volkmar  vom 100 MC auf. Der Zweiundsiebzigjährige hat schon über 450 Marathons und mehr auf dem Buckel, deren 500 möchte er packen. Also, wer in diesem Alter eine 4:30 laufen möchte – anspruchsvoll genug! - und dann nach 4:22 Std. im Ziel ist, sollte sich darüber keine großen Gedanken machen müssen. Nach zehn km haben wir den alten Teil der Stadt hinter uns und machen uns auf einen längeren schattenlosen und somit heißen Abschnitt gefaßt.
 

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A propos heiß: Gran Canaria als drittgrößte Insel der Kanaren beeindruckt durch die Vielfältigkeit von Landschaft und Natur. Sie ist fast ein kleiner Kontinent der Gegensätze, mit hohen Dünen und langen feinweißen Sandstränden im Süden, brandungsumtosten Küstengebieten im Norden, Gebirgslandschaften und tiefen, grünen Schluchten in der Mitte, malerischen Dörfern und einer einzigartigen Flora und Fauna. Eine wechselvolle Geschichte, historische Gebäude, Kunst und Kultur wecken unser Interesse.

Obwohl nur rund 100 km westlich der marokkanischen Küste und damit der bekanntermaßen sehr heißen Sahara entfernt gelegen, herrscht auf Gran Canaria, wie auf allen Inseln der Kanaren, ein gemäßigtes Klima. Das liegt am Einfluß der Passatwinde, die von Nordosten herandrängen und an den Inselbergen zum Aufsteigen gezwungen werden. So sorgen sie an deren Nordhängen für zum Teil ergiebige Niederschläge, meist in Form von Nebel. Die Insel ist daher klimatisch in etwa zweigeteilt in den feuchteren Norden (dort liegt Las Palmas) und den trockeneren Süden (hier befindet sich das Touristenzentrum Las Palomas). Die Trockenheit der Südinsel wird durch den Einfluss trockener Winde aus der Sahara noch verstärkt, dieses als Calima bekannte Wetterphänomen reicht von kaum merklicher Temperaturerhöhung bis zu starken Winden mit Sand und einem Temperaturanstieg untertags bis zu 50 °C und in der Nacht bis zu 40 °C.
 

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Die Avda. Marítima entlang des Meeres beglückt uns nicht nur mit hohen Temparaturen, sondern auch mit einem böigen Wind, der sich auf der zweiten Runde noch erheblich verstärken wird. Die Marathonstrecke verläuft hier eigentlich auf der zweispurigen Einfallstraße in den nördlichen Stadtteil hinein, mich jedoch zieht es ans Wasser und somit auf die zehn bis zwanzig Meter parallel davon verlaufende Uferpromenade. Von hier aus habe ich einen noch besseren und vor allem ungetrübten Blick auf den riesigen, langgezogenen Hafenbereich. Zuerst kommen hunderte Sport- und Freizeitboote, danach ein breiter Strand und dahinter der Kreuzfahrthafen. Sowohl die AIDA sol als auch Mein Schiff 4 warten hier auf neue Gäste, letzteres werden wir später am Tag nicht enttäuschen.

Linkerhand voraus ist nach der Marine-Einrichtung schon das hohe, runde Hotel zu sehen, aus dem Elke uns mittlerweile ausgecheckt haben dürfte (ich kann hinterher aber noch duschen und das Schiff somit wohlriechend entern). Vorher jedoch kommen der nördliche, unterirdische Busbahnhof, über dem sich ein riesiges Zeltdach erstreckt und rechterhand dahinter mit dem Centro Comercial El Muelle ein großes Einkaufszentrum. Vor dem Hotel werde ich dann das erste Mal mit der Gestalt der Gattin belohnt, die dort ganz zufällig als mobile, bestellte Jubelabteilung steht. Nur noch kurz laufen wir in nödliche Richtung, und nach einem etwas längeren Begegnungsverkehr haben wir am Plaza Ingeniero Manuel Becerra den nördlichen Wendepunkt erreicht, gute 16 km sind geschafft.
 

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Auf Höhe der Rückseite unseres Hotels spulen wir noch einige Füllmeter ab, aber auch die werden nicht langweilig, denn immer wieder stehen einige Einheimische, aber unschwer erkennbar mehr Touristen zum Anfeuern parat. Venga (komm, komm!), ánimo (nur Mut!), vamos (auf geht's!), schallt es an vielen Ecken. Der Wechsel alle zweieinhalb km zwischen Schwamm- und Wasserstationen bzw. regulären Verpflegungsstellen läßt einen die Wärme gut ertragen, zum Meckern gibt es wahrlich keinen Grund. Richtig Spaß machen die paar Bergaufmeter über eine kleine Rampe auf die dem Hafengebiet gegenüberliegende Strandpromenade, hier ist ein richtiger Hotspot mit entsprechender Geräuschkulisse, super!

Erste sehnsüchtige Blicke werfe ich schon nach rechts, wo jede Menge freie Liegestühle auf dem großzügigen Strand Playa las Canteras mit den heranrauschenden Wellen ein tolles Panorama bieten und schon Vorfreude auf den Zielbogen aufkommen lässen. Der muß jedoch noch gute drei km warten, obwohl ich das Auditorio Alfredo Kraus schon sehen kann. Ach ja, einen zweiten kleinen Halbmarathon muß/darf ich ja vorher auch noch machen! Die Promenade ist echt klasse, man hat dreiviertel von ihr für uns abgesperrt, die Fußgänger müssen sich an den Häusern entlang quetschen. Egal, für uns ist es ein richtiges Schaulaufen. Nach knappen einundzwanzig km müssen wir dann noch vor dem Auditorio mit seinem Zielbereich links abbiegen und beginnen damit Runde 2. Erfreulicherweise bricht nicht die von mir befürchtete Einsamkeit aus, die Strecke ist nach wie vor gut belebt, offensichtlich befinde ich mich in der Abteilung mit den meisten Läufern.
 

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Die zweite Hälfte bietet dann Gelegenheit, den einen oder anderen visuellen Eindruck zu verstärken oder vorher nicht Wahrgenommenes erstmals zu entdecken. Auf jeden Fall wird es nicht langweilig, denn eine schöne Stadtbesichtigung kann man immer zweimal machen. Als wirklich harte Nuß entwickelt sich der Abschnitt am Hafen zum nördlichen Wendepunkt, denn es stürmt mittlerweile ziemlich heftig von vorne und der Seeseite. Hier kommt jetzt alles zusammen: Die vielen, vielen zu Fuß zurückgelegten km der beiden letzten Tage, die große Wärme mit intensiver Sonneneinstrahlung, vor allem aber die viel zu wenigen langen Läufe der vergangenen Wochen, wenn ich ehrlich zu mir selber bin. Entsprechend müde komme ich dann das zweite Mal auf die zweite Strandpromende, deren letzte gut drei km mir nochmal alles abverlangen.

Mit langsamen, schweren Schritten schleppe ich mich vorwärts, von km-Zeiten deutlich unter sechs Minuten habe ich mich längst verabschieden müssen. Trotzdem beruhigt es mich, daß ich immer noch erheblich mehr einsammeln kann als ich selber kassiert werde.  Dann darf ich endlich geradeaus laufen und erleichtert auf grünem Teppichboden die letzten Meter unter die Füße nehmen. Was bin ich froh, es hinter mir zu haben! Ich sehe ein Mäuerchen und schon sitze ich drauf in der Sonne, lasse Beine und Seele baumeln und die hinter mir Einlaufenden, die ich sonst gerne noch knipse, sind mir jetzt gerade so etwas von egal. Dafür unterhalte ich mich nett mit einer hier wohnenden Norwegerin, die heute ihren ersten Marathon gelaufen ist und wissen möchte, ob das auch mein erster war. Bevor ich in Gefahr gerate, mich aufzuplustern, fügt sie hinzu, daß das ihr erster außerhalb eines Ironman war und sie endlich mal wissen wollte, was sie so ohne Schwimmen und Radfahren draufhat. Sachen gibt’s! Übrigens hat sie mit der GPS-Uhr eines anderen Herstellers genau wie ich exakt 43 km gemessen, das gibt es also nicht nur in Füssen.
 

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Ein für mich langer Weg ist es dann hinter das Auditorio zum Medaillenempfang. Ein tolles Teil erhalte ich heute, wirklich klasse, die Inselform wird auf meiner heimischen Wall of Fame auffallen. Ich verpflege noch ein wenig und mache mich, da Elke und ich uns offensichtlich verpaßt haben, auf den gut drei km langen Rückweg. Der allerdings tut meinem lädierten Geläuf sehr gut, bekanntermaßen ist ja Bewegung nach dem Lauf das beste, das man tun kann. Am Hotel haben wir uns dann wieder und können uns der zumindest bei mir wohlverdienten einwöchigen Wellness hingeben.

Die Kombination aus vorhergehendem Lauf und anschließendem Urlaub hat sich im Nachhinein als gelungene Kombination herausgestellt. Auch das Hotel liegt super zentral in alle relevanten Richtungen. Noch ein Tip am Rande: Wer kein Hotel mit Shuttleservice buchen möchte, nimmt am besten den Linienbus (Nr. 60) zwischen Flughafen und Hafenbereich. 2,95 € für 19 km und 35 Minuten Fahrt sind echt geschenkt. Wir begeben uns jetzt aber erst einmal auf das zu Portugal gehörende Madeira, der Heimatinsel von „CR7“, dem Ausnahme-Fußballspieler Christiano Ronaldo. Darüber wird Euch gewohnt gut und kompetent der „kleine Klaus“ erzählen, der genau hier am kommenden Wochenende den Marathon bestreiten wird. Ich beneide ihn schon heute. Über La Palma, Teneriffa und Fuerteventura werden wir schließlich wieder nach Gran Canaria zurückkehren. Inklusive des Marathons ausdrücklich zum Nachmachen empfohlen!

Diesen Bericht gibt es mit sehr viel mehr Fotos auch auf marathon4you.de!


Streckenbeschreibung:
Zweimal zu durchlaufender, attraktiver 21,1 km-Kurs mit 113 Höhenmetern. Start und Ziel am Auditorio Alfredo Kraus. 6 Std. Zeitlimit.

Startgebühr:
Je nach Anmeldezeitpunkt 30 – 50 € (inkl. T-Shirt).

Auszeichnung:
Medaille, Urkunde übers Netz.

Logistik:
Start und Ziel vor dem Auditorio Alfredo Kraus, bei dem auch die Marathonmesse stattfindet.

Verpflegung:
Alle 5 km mit verschiedenem Flüssigen und Festem. Zusätzliche Schwamm- und Wasserstationen.

Zuschauer:
R
echt ordentlich, wenn auch bei den Einheimischen steigerungsfähig. Viele Touris.