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12. Köhlbrandbrückenlauf am 03.10.2022


Auf die Brücke, fertig, los!
 

Ein lange gehegter Wunsch geht nach Jahren in Erfüllung: Im Rahmen eines verlängerten Wochenendes steht der auch überregional bekannte Köhlbrandbrückenlauf auf der Agenda. Klar, nur wegen eines so kurzen Laufs fährt man nicht 500 km gen Norden. Aber in Kombination mit einer morgendlichen Trainingsrunde um die Außenalster, einem Einkaufsbummel mit der besten Ehefrau von allen in der Mönckebergstraße, dem Besuch des Musicals Mamma Mia (grandios) und einem Konzert im großen Saal der Elbphilharmonie (beeindruckend in jeder Hinsicht) wird ein Schuh daraus. Daß uns mit Gudrun und Volker nette Urlaubsbekannte zudem einen halben Tag lang bespaßen und ihre Stadt zeigen, ist letztlich das i-Tüpfelchen auf einer rundum gelungenen Reise.

Angesichts einer Startgebühr von 28 € pro Nase mußte ich bei der Anmeldung schon mal schlucken, aber letztlich geht diese Ausgabe im Gesamtbudget unter, die Vorfreude überwiegt natürlich. Auf was eigentlich? Zweimal über Deutschlands zweitgrößte Schrägseilbrücke führt die insgesamt 12,3 km lange Strecke über den 325 m breiten Köhlbrand, einen Arm der Süderelbe, 127 Höhenmeter sind dabei zu überwinden. Das Teil sieht nicht nur scharf aus, sondern ist auch hoch: 53 m ragt sie über das Wasser hinaus, trotzdem ist sie zu niedrig für die modernen, riesigen Containerschiffe, und muß daher in einigen Jahren einem Neubau oder Tunnel weichen. Wie dem auch sei, der Stadt würde mit dem Verlust der 3.618 m langen Brücke und ihrer beiden 135 m hohen Pylone eines ihrer Wahrzeichen fehlen.
 

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Wie auch immer. Drei gleiche Läufe werden um 9, 12 und 15 Uhr gestartet, um am Ende zusammengeführt zu werden. Wir erscheinen gegen 11 Uhr, treffen die lange nicht mehr gesehenen Roswitha und Michael, mit denen die Wartezeit wie im Fluge vergeht. Später stößt mit Volker ein zweiter „Nur der HSVler“ hinzu, beide werden „uniformiert“ starten. Mit meiner gemeldeten aktuellen 10 km-Bestzeit von 50 min. stehe ich in Block B, Elke mit 70 min. in E, F ist noch dahinter. Es wird nicht lange gefackelt und der sehr gut gefüllte Startbereich losgejagt. 22 Sekunden nach dem Startschuß überschreite ich neben einem fünfstöckigen Containerstapel die Zeitmessung. Damit wären wir beim Thema: Einerseits will und werde ich fotografieren, andererseits aber auch zügig durchkommen. 65 min.? Schau'n mer mal.
 

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Schnell sind wir aus der umzäunten Hafenanlage heraus und auf einer mehrspurigen Straße, freies Laufen ist fast sofort möglich. Ich versuche, möglichst bald einen glatten bis knappen Fünferschnitt zu laufen, was mir auf dem zweiten km auch gelingt. Eine kleine Vorbrücke ist auf ersten, wenigen Höhenmetern zu nehmen. Schon bewährt sich das geschulte Auge des Fotoreporters, denn er entdeckt, immer auf der Suche nach dem nächsten Motiv, ganz offensichtlich im Gegensatz zur mitlaufenden Konkurrenz rechterhand einen wunderbaren Blick auf die Brücke aller Brücken. Den Roßdamm hinter uns lassend, beginnt auch bald der von so manchem gefürchtete Aufstieg. Zur Erinnerung: Stolze 53 Höhenmeter sind zweimal zu überwinden. Bist Du ein Flachlandtiroler, bereitet Dir das Kopfzerbrechen, bist Du Westerwälder, erkennst Du keine Steigung. Na ja, hoch geht’s schon, aber im Tempo 5:30 min/km, also null Problem.
 

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Rechts sichern die Freunde und Helfer die Strecke, dahinter grüßen aus der Ferne der Michel (St. Michaelis), St. Petri, die Elbphilharmonie sowie der Rest der Hamburger Skyline. Klasse! Ebenfalls rechts erkenne ich ein Schiff der MSC im Cruisehafen. Im kommenden Jahr werde ich hier mit der MeinSchiff 4 von der Full Metal Cruise zurückkehren, yeah! Links und rechts zahlreiche Hafenanlagen passierend, schrauben wir uns weiter hinauf. Überqueren den Köhlbrand und sind bald schon am Scheitelpunkt, auf der gegenüberliegenden Seite wartet ein Krankenwagen auf die ersten Opfer mit Höhenkrankheit. In einem weiten Linksschwenk rauschen wir bergab, links kommt uns der Führende, Nicolas Wilde, entgegen, der schon fast die doppelte Distanz zurückgelegt hat. Knappe sechs km sind vorbei, als wir zwischen der (einzigen) Verpflegungsstelle mit Wasser und Iso (beides ist völlig ausreichend) und zwei unverdrossen spielenden Dudelsackbläsern gen Wendepunkt streben. Den genommen, befinde ich mich bereits auf dem Rückweg.
 

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Micha und ich freuen uns beide, daß wir uns trotz des Getümmels sofort entdecken. Dann wird es wirklich interessant, denn ich befinde mich schon auf der anderen Brückenseite und kann in aller Seelenrunde die hinter mir liegenden, jetzt entgegenkommenden Mitstreiter nach evtl. bekannten Gesichtern scannen. Und vor mir Liegende überholen. Ah, da ist sie doch, die Gattin, sie strahlt zufrieden, was in einer funktionierenden Beziehung bekanntermaßen nur zum Vorteil gereicht. Auf jedem Fall dem Gatten. Wunderbar ist der Blick auf die geschwungene Brücke im Aufstieg, ein tolles Teil. Der Lauf hat sich jetzt schon gelohnt, auch das Wetter paßt, ich laufe ganz im Kurz. Und überhole, werde selber aber kaum kassiert. Schon bin ich von der Brücke herunter und sehe vor mir, wovor Micha gewarnt hatte: Die kleine Brücke, die wir schon am Anfang hatten, und jetzt tatsächlich den einen oder anderen zum Gehen zwingt.
 

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Zehn km sind in 50:27 min. absolviert, das paßt prima. Unter einer Stunde ist zwar illusorisch, aber ich fühle mich gut und kann das Tempo hoch halten. Unter einer Brücke geht’s hindurch, oben jubeln uns zahlreiche Fans zu. Schon ist km 12 erreicht, links biegen wir zum Windhukkai ab und  nach einem letzten Rechtsschwenk auf die gut zuschauergesäumte Zielgerade. Nach 1:01:21 Std. erhalte ich die wohlverdiente, nette Medaille, natürlich mit der Brücke als Motiv. Wasser, Iso, alkoholfreies Bier, prima Zielverpflegung. Nach der Erstversorgung trolle ich mich zur Kleiderbeutelabgabe, um etwas Warmes drüberzuziehen. Umziehen ist noch nicht, da es ja noch das gemeinsame Heldenfoto mit der Gattin im Lauftreffshirt samt umgehängter Medaille geben soll und wird. Michael und Volker sind bald darauf im Ziel und auch Elke schafft die Strecke noch unter anderthalb Stunden, stolze 266 Konkurrenten wird sie in der Endabrechnung hinter sich gelassen haben.
 

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Unter den Erfolgreichen des 12 Uhr-Laufs werde ich Ak-Dritter und 117. von 974 Männern. Daß ich das nochmal erleben durfte... Mit 4.810 Finishern erreicht die zwölfte Auflage des Köhlbrandbrückenlaufs das m.W. zweitbeste Ergebnis, was erstens überhaupt extrem erfreulich ist und zudem zweitens dem derzeitigen Trend zu geringen Teilnehmerzahlen entgegensteht. Letztlich ist das aber kein Wunder, wie wir fischbrötchen- und crêpeskauend resümieren, denn diese Veranstaltung ist wirklich etwas Besonderes. Gut, daß wir hier waren!