Ab ca. km 15 sehen wir den Mannheimer Fernsehturm, an dem wir später vorbeilaufen werden, und nähern uns schon wieder der Stadt. Es ist doch erstaunlich (eigentlich aber auch nicht), wie schnell die Zeit vergeht, wenn es Interessantes zu sehen gibt und die Zuschauer einem ständig einheizen. Nochmals Dank an Euch, Ihr „Mannemer“! Ha jo, Du warsch guuud! Bei km 20 biegen die Halbmarathonis links ab und wir weiter geradeaus. Ein armes Schwein hat das Abbiegen verpaßt, bemerkt dann seinen Irrtum und muß gut einen halben km zurücklaufen. Halbmarathon ist bei 1:58:33 Std. genommen, das stellt mich zufrieden und gibt Kraft für die lange, lange Überquerung der Rheinbrücke (Kurt-Schumacher-Brücke) nach Ludwigshafen. Endlich wieder in Rheinland-Pfalz! Unterwegs kommen uns die beiden Führenden entgegen, passend zur Abenddämmerung in dunkle Hautfarbe gekleidet. Da haben die Mannheimer mit kleiner Börse gearbeitet, denn die Zeiten von gut 2:30 Std. locken keine Spitzenläufer an. Mir, wie sicherlich auch den meisten anderen Mitläufern, ist das sowieso herzlich egal.
Ein netter Stimmungshöhepunkt mit Moderation empfängt uns am Berliner Platz und nicht zum ersten Mal stehen die Zuschauer dicht gedrängt an beiden Seiten und sorgen schon alleine aufgrund ihrer Anwesenheit bei den Läufern für einen runderen Schritt, straffe Haltung und federnd leichten Lauf. Durch Mundenheim und Rheingönnheim laufend merkt man, daß der Fanzuspruch etwas dünner geworden ist, völlig logisch. Es ist schon relativ spät und die Läuferscharen haben doch etwas abgenommen, denn die Halbmarathonis und die Halbmarathonstaffeln fehlen hier. Insbesondere viele Türken erkenne ich im Halbdunkel mit Kind und Kegel an der Straße sitzen, cok merci! Weniger Zuschauer bedeuten mehr Zeit, an mich zu denken und das bekommt mir gar nicht gut.
Ich saufe zwar wie ein Kamel an allen Verpflegungsstellen (es gibt mehr als genug), aber ich muß mich doch ganz ordentlich anstrengen. Plötzlich benötige ich für einen als 5:30 gefühlten km sechs Minuten und muß mir gedanklich selbst in den Hintern treten. In der Gartenstadt fluppt es wieder ganz gut, die 30 km-Zeit paßt trotzdem, die Messung bei km 34,6 prognostiziert auch eine sub 4. Der befürchtete lange Rückweg wirkt gar nicht so lange, denn erstens hat man verschiedene Stellen sehr nett mit Bodenlichtern (Kerzen) dekoriert und zweitens bin ich nur noch am Einsammeln und habe das Fotografieren aufgegeben (die kleine Kamera ist bei der jetzigen Dunkelheit überfordert).
Zwei junge Frauen neben wir werden gerade angefeuert: “Los, Mädels, Ihr schafft das, Ihr seht gut aus!“. Ich protestiere: „Und was ist mit mir?“ „Ach ja, Ihr Jungs, Ihr braucht das doch nicht.“ Von wegen, wo bleibt denn da die Gleichberechtigung?
Wieder in Mannheim passieren wir km 40 und ich bin erstaunt, was die Beine noch hergeben. OK OK, ich weiß, alles ist relativ, aber es geht doch wirklich gut. Die letzten paar hundert Meter um den Wasserturm sind ein Genuß. In Dunkelheit auf einer breiten, beleuchteten Straße mit immer noch gut gefüllten Zuschauerrängen zu rennen hat echt etwas für sich und ich laufe mit großer Begeisterung ein. Selbstverständlich ist ein großer Teil auch der Tatsache geschuldet, daß ich jetzt stehenbleiben darf... Nein, im Ernst: Das ist ein wirklich tolles Erlebnis. Versehen mit einem weiteren Stück dekorativen runden Eisens verlasse ich nach erfolgter Zielverpflegung meine heutige Wirkungsstätte und bin froh, diesen schönen Lauf bei völliger Trockenheit, ganz entgegen der Wettervorhersage, mitgemacht und in 3:56:19 Std. ordentlich absolviert zu haben.
Wieder am Auto angekommen, ist es mittlerweile nach 23 Uhr und das Thermometer zeigt noch 20,4°. Geil! Ruck zuck ist das Verdeck auf und gemeinsam mit AC/DC in Konzertlautstärke verlasse ich Mannheim wieder und düse durch die Nacht zufrieden heimwärts.
Viele zusätzliche Bilder auf marathon4you.de!
Sieger Frauen 1. Wagner, Julia (Deutschland) 3:00:58 h 2. Bauer, Beate (Deutschland) 3:06:35 h 3. Hebding, Marion (Deutschland) 3:16:04 h
Männer 1. Cheruiyot, Isaak (Kenia) 2:30:30 h 2. Chepkewony, Richard (Kenia) 2:31:35 h 3. Van Ghemen, Markus (Deutschland) 2:37:41 h
Streckenbeschreibung: Rundkurs, je hälftig in und um Mannheim und Ludwigshafen zu laufen ohne größere Steigungen (außer einer Unterführung in Seckenheim und die Brückenrampen), zu 100 % befestigte Wege, teilweise recht schmal.
Rahmenprogramm: Marathonmesse mit Startunterlagenausgabe im Rosengarten.
Auszeichnung: Medaille, Urkunde über das Internet.
Logistik: Sehr kurze Wege, alles top nahe beieinander.
Verpflegung: Alle 5 km Verpflegungsstände und zusätzliche Wasserstellen dazwischen, gut, reichlich und der Wärme angepaßt. Es gibt Wasser, Isogetränk (Becher und Mitnahmebeutel) und Bananen als feste Nahrung, später auch Cola. Gegen Ende auch Gels. Normale Zielverpflegung.
Zuschauer: In Mannheim (top ist Seckenheim!) sehr gutes, durchgehendes Interesse, in Ludwigshafen etwas weniger zahlreich, aber Stimmungsnester in den Stadtteilen.
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