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42. Volkslauf “Rund um den Laacher See” am 16.09.2017


Rund um das Auge der Eifel

Eigentlich hatte ich den Lauf schon lange im Fokus, jedoch kam immer etwas dazwischen. Z.B. aktuell ein eigentlich schon lange geplanter Wandertag mit unseren Freunden, der aufgrund einer Erkrankung kurzfristig ausfiel. Eigentlich hätten wir also nichts zu tun gehabt, weshalb aus dem “eigentlich” kurz entschlossen ein “endlich” wurde. Einen Startplatz konnte ich von einem Vereinskollegen übernehmen, der eigentlich selbst hatte starten wollen, aber ebenfalls krankheitsbedingt passen mußte.

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Eigentlich hatte unser Jüngster nicht unbedingt Bock auf einen Wettkampf, weil er der fleißigste Trainierer nicht ist. Nutzte ihm aber nichts, denn gemeinsam mit seiner Mutter wurde er (mit deren Zustimmung) zwangsverpflichtet. Es ist schon ein Kreuz, wenn man mit 25 manchmal noch ferngesteuert wird! Aber Spaß beiseite - er ahnte schon, was auf ihn zukommen sollte und Widerstand war keiner zu vernehmen.

So fahren wir zu dritt eine gute halbe Stunde ans größte Maar der Eifel mit 6,3 km Umfang und 53 m max. Tiefe. “Augen der Eifel” nennt man die vollgelaufenen ehemaligen Vulkankrater, obwohl die eigentlich so ehemalig nicht sind. Gerade bei unserem heutigen Ziel sind sich die Experten sicher, daß der Vulkan früher oder später wieder ausbrechen wird. Wir setzen bei unserem heutigen Besuch darauf, daß das “später” ein “sehr viel später” sein möge.

Dank der unmittelbaren Nähe aller wichtigen Logistikteile inkl. fester, warmer und vor allem sauberer Toiletten sind wir innerhalb von Minuten startklar. Die Benutzung der Toiletten und des Parkplatzes (groß wegen des nahen, vielbesuchten Klosters) sind für uns Läufer übrigens kostenfrei. Die Kinderläufe sind schon im vollen Gange, kurz darauf folgen die (Nordic) Walker und die 5 km-Läufer. Um 10:20 Uhr wird Elke losgeschossen, und zwar ohne uns, denn die Frauen haben ihr eigenes Rennen. 35 Minuten später wird die Lage auch für uns Männer ernst. Da Jane schon länger keine 10 km mehr gelaufen ist, reiht er sich ziemlich hinten ein und macht den Rest von seiner Verfassung abhängig.
 

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Um 10:55 Uhr geht es dann auch für das angeblich starke Geschlecht los. Wir starten, den See im Rücken, auf leicht ansteigendem Weg in Richtung Hauptzufahrtsstraße. Nach acht Sekunden bin über die Startlinie und kurz darauf nach links abgebogen, um auf der breiten Asphaltstraße leicht nach unten zu donnern. Oder was man so donnern nennt. Trotz Einlaufens merke ich recht schnell, daß ich wohl den Koblenzer Marathon noch nicht ganz verdaut habe, denn es läuft recht zäh an.

Nach 800 m wechseln wir auf einen grasbewachsenen Feldweg, bei dem ich zwischen den beiden Fahrspuren und der Mitte wechsele, um den für mich besten Grip herauszufinden. Das Gras steht zu hoch und die blanken Fahrspuren sind aufgrund der Nässe der vergangenen Tage noch etwas rutschig, beides ist also für mich nicht ganz optimal.

Nach längerer Zeit habe ich mich mal wieder für die ultraleichten Trailschlappen von innov8 entschieden, die in neuem Zustand mal 212 g gewogen haben. Trotz groben Stollenprofils rutsche ich bei jedem Abdruck leicht nach hinten weg, hier hätte man wohl mit Spikes die besten Ergebnisse erzielen können. Als Weltrekordanwärter. Da ich das nicht bin und auch noch nie war, ist es also völlig unerheblich. Den ersten km habe ich, überwiegend leicht ansteigend, nach 4:45 min. hinter mir. Auch der zweite km (4:47 min.) führt, leicht ansteigend, etwas vom See weg, da wir die Extrameter benötigen, um mit der Seeumrundung auf zehn km zu kommen. Um die Obstplantage des Klosters herum kommen wir an den Fulbert-Stollen, den ich in der Anstrengung gar nicht bemerke. Trotzdem ist er wichtig, weil man über ihn jahrhundertelang den Wasserspiegel des Laacher Sees, der über keinen natürlichen Abfluß verfügt, regulieren konnte.

3 km sind geschafft, und weil der dritte km ausschließlich bergab führt - wir nähern uns dem Ufer -, stehen insgesamt 14:07 min. auf dem Zeiteisen. Nach 4 km und exakt 19 min. Laufzeit bin ich endlich auf dem Uferweg und habe den See bis zum Schluß immer, schön sichtbar, auf der linken Seite. Halbzeit ist nach knapp 24 min. Halte ich das Tempo, geht sich das für mich mit rund 48 min. aus, die flotten km-Zeiten um die viereinhalb min. sind wohl unwiederbringlich vorbei. Es gibt Dinge, die man nur begrenzt, falls überhaupt, beeinflussen kann. Dessen ungeachtet fühle ich mich gut und glaube, falls nichts völlig Überraschendes kommt, meine Geschwindigkeit halten zu können.

Der Weg ist breit genug, daß jede(r) völlig frei laufen kann, trotzdem wundere ich mich, daß praktisch keine Spaziergänger unseren Weg kreuzen. Bis auf ein paar Jogger, die sich nicht entblöden, uns während des Wettkampfs entgegenzukommen. Ich finde das total affig, denn dann hätten sie sich auch eine Startnummer besorgen und hier mitmachen können. Und wenn ich sehe, daß sie stolz Finishershirts regionaler Laufveranstaltungen tragen, muß ich davon ausgehen, daß sie genau wissen, was sie tun. Gute 6 km sind vergangen, als wir den Campingplatz erreichen und ihn umlaufen. Der siebte km ist, einem kurzen Anstieg geschuldet, der langsamste mit exakt 5 min.
 

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Über das Restaurant “Blockhaus” und den Parkplatz gelangen wir wieder unmittelbar ans Ufer. Nr. 8 ist in 4:49 min. erledigt, das Ende beginnt bereits zu winken. Tatsächlich überhole ich noch die Letzten des Frauenlaufs, eher jüngere Damen, über deren Zeit ich den Mantel des Schweigens decke. Doch es besteht kein Grund zur Überheblichkeit, denn wie heißt es so schön? Wie langsam Du auch läufst - Du schlägst alle, die zuhause bleiben.
 

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Dann steht plötzlich Thorsten Holler an der Strecke, der mit seiner Firma eventfotografie24.de (von ihr stammen auch sämtliche Laufbilder dieses Berichts) viele regionale Laufveranstaltungen besucht und sehr viel Zeit und Energie in seinen Beruf steckt, ja wahrscheinlich stecken muß, um über die Runden zu kommen. Im Gegensatz zu Elke erkenne ich ihn rechtzeitig und kann daher fotogen des Affen machen. Nach neuneinhalb km verlassen wir den See in Richtung Zielgelände, Thorstens Birgit “schießt” mich auf der Zielgeraden ab und es ist wieder mal geschafft.

47:52 min. habe ich benötigt, was mir im vergangenen Jahr den dritten Ak-Platz eingebracht hätte. Hier sieht man mal wieder, was ein anderes Teilnehmerfeld ausmachen kann: Heuer reicht es gerade mal zu Platz 11 von 26, 84. von 220 Männern bin ich geworden.

Elke ist seit rund zehn Minuten auch da und hat immerhin vierzehn Mitstreiter beiderlei Geschlechts hinter sich lassen können. Gemeinsam warten wir die Zielankünfte vom Lauftreffkollegen Bernd, der mit glatt 56 min. einläuft, aber auch zu starke Konkurrenz hatte (7. Ak-Platz 65), und unseres Trainingsweltmeisters. Als der nach 1:03:29 Std. (zufrieden) da ist, widmen wir uns gerne und ausgiebig der Zielverpflegung (div. Getränke inkl. bleifreiem Freibier von Krombacher), bevor wir vom reichhaltigen Speisenangebot im Verpflegungszelt Gebrauch machen.

Leider ist ein deutlicher Teilnehmerrückgang zu verzeichnen: Waren 2016 noch 432 Männlein und Weiblein im Ziel, sind es in diesem Jahr nur noch 339. Über die Gründe kann man nur spekulieren, mir fällt keiner ein. Welcher Eindruck bleibt? Der einer perfekt organisierten Laufveranstaltung (bei der 42. Durchführung nicht unbedingt überraschend) und einer schönen Strecke, die man auf jeden Fall mal hinter sich gebracht haben sollte. Es besteht Wiederholungsgefahr.