Bei km 29 beginnt Alexander leider zu schwächeln. Gesagt hatte ich im Vorfeld natürlich nichts, aber ihm fehlen einige zusätzliche ganz lange Läufe, die er im Vorfeld nicht konsequent trainieren konnte. So müssen wir dann in beiderseitigem Einvernehmen bei km 30 abreißen lassen und er fällt zurück. Der Knaller auf der Strecke ist dann der Einlauf in Rhens. Optisch klasse durch ein altes Stadttor laufend jubelt dann eine große Zuschauermenge den hier doch schon recht müden Athleten zu. Die alten Fachwerkhäuser geben einen sehr schönen Hintergrund ab. Das erinnert mich stark an den tollen Einlauf in Pirna beim Oberelbe-Marathon, mit dem dieser Lauf sehr gut zu vergleichen ist. Erste größere Wandergruppen dann am Ortsausgang von Rhens, denn hier ist die einzige zu diesem Zeitpunkt besonders giftige Steigung zu bewältigen.
Koblenzer Stadtgebiet wird in Stolzenfels betreten. Markantes Wahrzeichen ist Schloß Stolzenfels, eine als Schloß Anfang des 19. Jahrhunderts unter Friedrich Wilhelm IV. wiedererrichtete Burg, die im pfälzischen Erbfolgekrieg 1669 zerstört worden war. Unmittelbar dahinter die letzte Koblenzer Brauerei, die mich zum zweiten mal nach dem Braubacher Biergarten auf abwegige Gedanken kommen läßt... Hier zeigen Hitze und Laufdauer auch bei mir Wirkung. Zum Fotografieren habe ich gar keine Lust mehr und bin nur noch bemüht, meinen GeradenochuntervierStunden-Schnitt zu halten, was mir schwer genug fällt. Die Koblenzer Südstadt fängt uns ein und die lange, fast schnurgerade Mainzer Straße führt uns schließlich, vorbei am Kurfürstlichen Schloß, auf die Rheinpromenade, wo dicht gedrängte Zuschauer uns die letzten Meter versüßen.
Zu Füßen des großen Reiterstandbilds von Kaiser Wilhelm I. auf dem Deutschen Eck, am Zusammenfluß von Rhein und Mosel (der Name Koblenz leitet sich aus apud confluentes – bei den Zusammenfließenden ab), ist es dann geschafft. Was hat es damals für eine elende Diskussion gegeben, als ein Koblenzer Verleger sich bereiterklärte, das kriegszerstörte Denkmal auf eigene Kosten wiedererrichten zu lassen! Heute ist es der Touristenmagnet der Stadt. Bei sehr guter Zielverpflegung inkl. des hochbeliebten, mittlerweile häufig gebotenen, schäumenden isotonischen Getränks, können Wunden geleckt und Heldenberichte ausgetauscht werden. Hier treffe ich noch viele Laufkameraden „meiner“ LG Rhein-Wied, die wieder mal in Zusammenarbeit mit einem regionalen Sporthaus eine Gruppe erfolgreich auf den Marathon, dieses mal auf den Halbmarathon, vorbereitet hat. M. W. sind auch alle angekommen. Alexander lief übrigens in 4:14 Std. ein und verbesserte sich damit gegenüber Bonn um 9 Minuten, und das bei dieser Wärme. Sub 4 sind für ihn bei noch besserer Vorbereitung sicherlich kein Thema.
Tja, was soll man sagen angesichts des Erlebten und dem eingangs geschilderten dramatischen Teilnehmerrückgang? Ohne Frage ist die Veranstaltung (von der ich nur Marathon und Halbmarathon beurteilen kann) perfekt und mit großem Einsatz erfolgreich vorbereitet und durchgeführt, der Aufwand an der gesamten Strecke erheblich. Das Hauptproblem ist m. E. der Zeitpunkt im immer (sehr) warmen Juni. Im kommenden Jahr soll am 01.06. gelaufen werden, das könnte schon helfen. Bei der Premiere in 2005 sorgte das Neue für Resonanz, die 2005er Hitzeschlacht für einen fast logischen Rückgang in 2006, der 2007er Einbruch hat sicher neben der Wärme vielschichtige Gründe. Es wäre sehr schade, wenn es diesen schönen Lauf aus wirtschaftlichen Gründen bald nicht mehr gäbe.
Streckenbeschreibung: Überwiegend flach und fast völlig asphaltiert, über weite Strecken entlang des Rheins.
Wettbewerbe: Running Marathon, Running Halbmarathon, Skating Marathon, Skating Halbmarathon, Nordic-/ Walking Halbmarathon, Team-Marathon
Startgeld Marathon: 49 € bis zum 30.04., 57 € bei Nachmeldung. 10% Nachlaß bei Teilnahme am Rheinland-Cup (Mittelrhein- und Köln-Marathon)
Zeitnahme: Champion-Chip
Leistungen: Funktionsshirt, (Sonder-)Bahnfahrt zum Start, Medaille, Pastaparty, Individuelles Weißbierglas und 1 Flasche Weißbier, kostenlose Massagen, Urkunde zum Herunterladen.
Logistik: Start- und Zielgelände mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Pkw (nicht über die B 9!) gut erreichbar. Kleiderabgabe am Start, Ausgabe am Ziel.
Verpflegung: Alle 5 km Wasser und Iso, ab km 15 zusätzlich Bananen und Riegel, ab km 35 Cola. Zusätzlich ab km 7,5 Wasserstellen.
Zuschauer: In den Orten durchgängig tolle Stimmung, dazwischen überwiegt der heiße Asphalt...
|