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17. Nairobi-Marathon am 27.10.2019


Harambee!

Manche von Euch kennen meine ganz spezielle Freundschaft zum Kenianer Henry Wanyoike. Bereits mehrfach war der blinde erste kenianische paralympische Goldmedaillengewinner bei mir zu Besuch und hat mehrfach an meinem StaffelMarathon teilgenommen. 2009 durch einen Zufall kennengelernt, sind wir eng verbunden. Da Henry eine eigene Hilfsorganisation führt, die vor Ort für die Ärmsten der Armen schier Unglaubliches leistet, versuche ich ihm mit der Unterstützung lieber Freunde nach Kräften zu helfen. Dich interessiert diese Geschichte näher? Dann sei Dir mein Bericht über den Nairobi-Marathon 2011 auf dieser Seite empfohlen.

Das dritte Mal bin ich also in Kenia, diesmal in Begleitung dreier lieber Freunde. Etwa 20 km nordwestlich der Hauptstadt Nairobi liegt die Großstadt Kikuyu mit rund einer halben Million Einwohner. In deren Dunstkreis befinden sich die Orte unserer einheimischen Freunde, Gitaru und Kahuho, die schon wieder so ganz anders als Nairobi sind. Finden sich dort Ecken, insbesondere die Innenstadt und der sehr westlich geprägte Stadtteil Karen (der übrigens nach der dänischen Schriftstellerin Karen Blixen [„Jenseits von Afrika“] benannt wurde, die hier ihre Kaffeefarm hatte), sind wir mitten im normalen kenianischen Leben. Und das ist für unsere Augen schon sehr exotisch und überwiegend von bitterer Armut geprägt. Und von für uns unvorstellbarer Umweltverschmutzung. Hier hätten unsere aufgeregten Schulkinder ein wahrlich lohnendes Terrain, sich ums Weltklima verdient zu machen.

Wir wohnen im umfriedeten und bewachten Gästehaus der Augenklinik von Kikuyu, es geht uns dort hervorragend. Auch wenn die Unterkunft für unsere Verhältnisse höchst einfach ist, fühlen wir keinerlei Komfortverlust und haben gerade wegen unserer derzeit vergleichsweise bescheidenen Lebensweise nicht das Gefühl von Abgehobenheit. Wer sich darüber freuen kann, wenn in seinem (übrigens blitzsauberen) Badezimmer das Wasser aus der Wand kommt, begeistert ist, wenn dieses auf Wunsch warm ist, und es geil findet, wenn es auch wieder abfließt, hat die richtige Einstellung.

Einen mehr als unerheblichen Teil unserer Zeit widmen wir unseren diversen Hilfsprojekten, die Dank des Zusammenwirkens mit der Henry Wanyoike Foundation den Charme haben, unmittelbar bei den Menschen anzukommen: Ob Unterstützung der Vorschule Theresias House of Hope in Kanjeru, der Verteilung von Rollatoren und Rollstühlen dort und in weiteren Slums, der Hilfe zur Selbsthilfe z.B. durch die Finanzierung von Hühnern als Existenzgrundlage einer Familie, all das gibt einem ein gutes Gefühl. Ein gutes Gefühl, etwas von unserem in deren Augen unermeßlichen Reichtum abzugeben, ohne auch nur im geringsten selbstbeweihräuchernd wirken zu wollen. Die ehrliche Dankbarkeit ist manchmal fast beschämend. Es macht eben einen Unterschied, wenn die sprichwörtlich „armen Negerkinder“ plötzlich konkrete Gesichter, Namen und individuelle Lebensgeschichten haben. Das ist es, was mich nicht mehr losläßt. Und wenn man dann bei den Familien unserer Freunde, gerne nennen wir sie unsere Schwestern und Brüder, zuhause sitzt und erzählt, merkt man, daß der einzige wirkliche Unterschied zwischen uns darin besteht, anders angestrichen zu sein.
 

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Harambee, so lautet der Wahlspruch im kenianischen Wappen, was so viel wie „Laßt uns alle zusammen an einem Strick ziehen!“ bedeutet. Diesen Aufruf zur Zusammenarbeit hat der erste kenianische Präsident, Jomo Kenyatta, maßgeblich geprägt. Er bringt alle unsere Bemühungen auf den Punkt. Ich könnte Seiten über dieses Thema füllen, aber hier wollen wir uns ja übers Laufen unterhalten. Und schon sind wir beim nächsten Hilfsprojekt. Henry leitet u.a. mit seinem Begleitläufer Paul „Artur“ - beide sind unterwegs mit einem dünnen Seil verbunden und übrigens für den paralympischen Marathonlauf 2020 in Tokio qualifiziert – eine Trainingsgruppe. Die wöchentlichen, sehr qualifiziert aufgebauten 150 bis 200 Trainingskilometer unter Pauls strengem Regiment sind für die Gruppe lebenssinnstiftend und ermöglichen dem einen oder anderen auch schon mal einen bezahlten Auslandseinsatz mit der Chance auf ein Preisgeld. Bei meinem ersten, dank 2.000 m Seehöhe im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubenden einstündigen Trainingslauf über 10,5 km inkl. etlicher Höhenmeter bin ich plötzlich neben jemandem unterwegs, der eine persönliche Bestzeit von 2:08 Std. aufzuweisen hat, z.B. in Köln bereits Vierter war und San Sebastian gewonnen hat. Und dazu vollkommen bescheiden und natürlich daherkommt. Die fünfzigjährige Margaret ist aktuelle Altersklassensiegerin Boston in 2:38! Angenehme Menschen sind es, denen ich mich zugewandt habe und die mich nicht mehr loslassen.

Diese Läufer profitieren übrigens stark von meinen, nein, Euren Sachspenden: Ob gute  gebrauchte Laufschuhe, Sportbekleidung jeglicher Art oder Laufuhren – nichts dergleichen könnten sich die meisten von ihnen leisten. Am Samstag testen wir den Stand unserer Akklimatisation und nehmen an einem Volkslauf über wahlweise fünf oder zehn km bzw. Halbmarathon unter aus unserer Sicht haarsträubenden Umständen teil. Jeder deutsche Organisator wäre vor Gericht gelandet und lebenslang gesperrt worden. Und, oh Wunder, es geht doch alles, wenn man sich vor Augen hält, welche Möglichkeiten diese Menschen besitzen und was sie daraus machen. Die letztlich ohne Druck in 58 min. gelaufenen 10,6 km mit 231 Höhenmetern machen Hoffnung für morgen. Und begeistern mit der Party im Anschluß an das Rennen. Das ist Afrika pur, kann nicht beschrieben und nur selbst erlebt werden.
 

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Sonntag, Marathontag. Paul hat im Vorfeld bereits unsere Startunterlagen inkl. eines schönen Shirts besorgt, 17.089 Menschen sind für die verschiedenen Strecken gemeldet, für den Marathon spricht man von 842. Der wird bereits um 7 Uhr gestartet, weshalb wir schon um 5:00 Uhr abgeholt werden. Henrys Berühmtheit sichert uns einen VIP-Parkplatz innerhalb des Geländes des Nyayo National Stadiums mit der jahrzehntelang einzigen Tartanbahn Kenias und damit maximalen Komfort. Es gibt kaum einen Ort, egal wohin man kommt, an dem er nicht angesprochen wird. Und natürlich kennt er die Leute alle. Selbstverständlich kann auch der Herr Bernath ein paar Worte mit dem Cheforganisator und COO des Hauptsponsors, der Standrad Chartered Bank, Peter Gitau, wechseln, sich bei ihm für seine Mühen artig bedanken und ein wenig berühmt fühlen.

In die Startaufstellung sollen wir uns bereits eine halbe Stunde vorher einfinden, was wir als brave Deutsche natürlich tun. „Gott gab den Europäern Geld und den Afrikanern Zeit“, sagt ein hiesiges Sprichwort. Natürlich läuft es auch genauso ab, denn eine Minute vorher wäre auch ausreichend gewesen. So aber bekommen wir das gesamte Vorprogramm inkl. Cheerleadervortrag und den Start der Rollstuhlfahrer hautnah mit. Welch eine Entwicklung! Bestanden die Rollstühle vor acht Jahren überwiegend noch aus dickem Stahl, sehen die heutigen schon deutlich moderner und besser zu bewegen aus. Bewegung ist das Stichwort, denn nach Abspielen der Hymne und einigen warmen Worten der Honoratioren setzen wir uns bei rund 18 Grad in Richtung der Innenstadt ab. Über unseren Köpfen sitzen seelenruhig zahlreiche Marabus auf den Bäumen und warten geduldig auf die Beseitigung der ersten Opfer.
 

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Leicht geändert hat man den Kurs gegenüber 2011. Waren es damals noch rund zehn km kreuz und quer durch die Stadt gewesen, sind es heute deren fast zwanzig, bevor man wieder am Stadion ist. Dann schließen sich zweimal gut fünf km hin und her auf der Mombasa Road („Loop“) gen Osten an, die seinerzeit jeweils 7,5 km lang waren. Danach erfolgt der Zieleinlauf ins Stadion. Breite Straßen erlauben ein zügiges Vorwärtskommen. Ganz charakteristisch sind sind die vielen megagroßen Werbewände, die einem auch hier das Blaue vom Himmel versprechen. Wettertechnisch stimmt das jedenfalls schon mal, glücklicherweise haben wir noch viel Schatten.

Schon am Start war sie uns aufgefallen mit ihrer schneeweißen Haut und den roten Haaren. Eugen und ich sind uns als Fachmänner sofort einig, daß es sich um eine Irin handelt. Peinlich ist, wenn unsere Sprache sofort verstanden wird und uns ihre schwarze Freundin in perfektem Deutsch aufklärt, daß beide in Hannover arbeiten. Auch daß Koblenz in Rheinland-Pfalz liegt, ist ihr nicht verborgen geblieben. Wir jedenfalls sind schwer beeindruckt und freuen uns, die stets gutgelaunten Mädels mehrfach unterwegs zu treffen. Die ersten Wolkenkratzer tauchen auf, denn Nairobi braucht bautechnisch im Inneren den Vergleich mit manch anderer Metropole nicht zu scheuen. Da der Kurs etliche Begegnungsstrecken aufweist, kommen uns bald Läufer entgegen, was die Sache bekanntermaßen sehr kurzweilig macht. Insbesondere  die schnellen Marathonjungs beeindrucken uns. Für die ersten Zehn (Männer und Frauen übrigens in jeder der Wertungen gleich) sind Preisgelder zwischen 2 Millionen KES (rund 22.000 € - ein Vermögen – und 10.000 KES, immerhin noch rund 110 €, ausgelobt. Mit letzterer Summe kommt ein Durchschnittskenianer ein guten Monat über die Runden.
 

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Auffallend viele tragen bereits das attraktive Veranstaltungsshirt, für uns ein absolutes no go. Das muß sich doch erst einmal verdient werden, oder? Das Regierungsviertel steht an. Entlang der Harambee Road entdecken wir neben diversen Polizeiwachen das Außenministerium, den Sitz des mittlerweile dritten Präsidenten Uhuru Kenyatta (Sohn des ersten Präsidenten Jomo Kenyatta) und das Justizministerium. Ein kleines Parkgelände bringt uns zum Parlament und auch zum KCC (Kenyatta Conference Center), das unsere Medaille zieren wird. Die gibt es übrigens – eine gute Idee, wie ich finde – in Bronze für die Zehner, Silber für die Halbmarathoner und selbstverständlich Gold für die Helden Ostafrikas. Wir passieren einige Bäume, auf denen erneut Marabus vergebens auf die Fütterung warten. Einige koloniale Gebäude unterbrechen für mich wohltuend die moderne Gebäudewelt.

Fünf Millionen Einwohner hat die Stadt. Ganz genau weiß das natürlich keiner, denn alleine der größte Slum Kenias liegt im Stadtgebiet. Überwiegend Kikuyu leben hier, eine von 42 (!) Ethnien Kenias, welche die mit Abstand größte darstellt. Wen wundert es, daß sämtliche bisherigen Präsidenten Kikuyu waren? Dieses Wort steht übrigens auch für die Stadt, die uns derzeit zwanzig km entfernt beheimatet, als auch die Sprache. Natürlich hat jeder „Stamm“ seine eigene, was interessanterweise dazu führt, daß jeder gebildete Kenianer dreisprachig ist: Englisch, Kiswahili (die in mehreren Ländern verwandte ostafrikanische Verkehrssprache) und seine Muttersprache, für unsere Freunde eben Kikuyu.
 

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Gehupe von hinten, Motorradeskorte und ein Wagen mit der laufenden Zeit überholen. Dann ist für mich wieder Bahnhofsgefühl angesagt. Mit einem Affenzahn rauschen die führenden Halbmarathoner heran und pflügen sich durchs Feld. Du glaubst wirklich, an einer Bahnsteigkante stehend einen durchfahrenden ICE zu erleben, Hammer! Der Sieger wird für die wirklich nicht leichte Strecke mit bestimmt 180 Höhenmetern nur 1:01:51 Std. benötigen, bei den Damen werden 1:11:51 Std. gemessen. Nicht nur ihnen werden wohl die Straßen Europas, Amerikas uns Asiens offenstehen. „Kipchoge!“ werden wir angefeuert, unser noch leichtfüßiger Laufstil überzeugt wohl. Ich zeige mich sachkundig und antworte „One fiftynine!“ So leicht kann man Freunde fürs Leben gewinnen. Im Ernst, diese Aktion war ein Straßenfeger in Kenia. Sind sonst Armee und Polizei omnipräsent, soll während der Übertragung keine Uniform zu sehen gewesen sein. Warum auch? Die Verbrecher hingen ja ebenfalls vorm Fernseher.

Erste Verpflegung, ausschließlich mit geöffneten Halbliterwasserflaschen. Das war's dann aber auch gewesen, mehr ist nicht ausgeschrieben. Den halben Liter kannst Du Dir aber alle drei km reinpfeifen. Grauenhafte Vorstellung, zumindest in sensorischer Hinsicht. Aber nur die Getränkeversorgung ist langweilig, zu sehen gibt es jede Menge. Zwar in nur sehr überschaubarer Zahl Zuschauer, die aber recht häufig gute Laune verbreiten, und eben die vielen Mitstreiter, die einem entgegenkommen. Und immer wieder mal die Phalanx der schwarzen Gazellen. An der Universität vorbei sind die ersten zehn km abgearbeitet. Das Nationalmuseum (darauf sind die Kenianer zurecht mächtig stolz) werde ich mir morgen zum dritten Mal ansehen, da kenne ich mich mittlerweile recht gut aus, aber für Eugen, Andre und Eckbert wird’s die Premiere werden. Lohnend ist es aber auch für mich nochmal.
 

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Eugen entdeckt neben einer Brückenauffahrt das Gelände der Heinrich-Böll-Stiftung und linkerhand erscheint eine Kirche, wie aus Zuckerguß gemacht. Kirche: Die Masse der Kenianer sind tief gläubig. Gibt es an der Ostküste, auch aufgrund der Nachbarschaft zu Somalia, zahlreiche Muselmanen, sind die meisten Einheimischen Christen. Trotz der britischen Kolonialzeit sind die Katholen in der Überzahl, stark sind aber auch die Presbyterier und die anglikanische Kirche. „P.C.E.A.“ (Presbyterian Church of East Africa) findet man an jeder Ecke stehen, meist in Verbindung mit Gotteshäusern, Schulen und/oder Krankenhäusern. Nach dem Wendepunkt schon wieder bergab stehen mal wieder Verkehrsleitschilder, deren Beschriftung mir deutlich vor Augen führt, wie vertraut mir inzwischen zahlreiche Orte sind: Limuru (EDEN-Teeplantage mit Fabrik), Parklands (jeden Monat knallharter Halbmarathon), Machakos (Henrys Rehabilitationszentrum für frisch Erblindete), Momabasa (zweitgrößte Stadt an der Ostküste), Naivasha (Nationalparks), Nakuru (dito) und zu Eldoret brauche ich Euch als Fachkundige nichts zu sagen.

Schon seit einiger Zeit schielen wir in dem Strom entgegenkommender Halbmarathoner nach Andre (ohne Pinöckel) und Eckbert, und wie gerufen erscheinen sie auch, klasse! So langsam geht’s wieder retour in Richtung Stadion, der Uhuru (Freiheit) Park, der Central Park Nairobis, ruft. Wie gerufen kommen auch mehrere miteinander verbundene, aufgeblasene Werbebögen des Hauptsponsors, die beim Durchlaufen einen feinen, kühlenden Sprühnebel verbreiten. Sehr willkommen, denn die Temperatur ist deutlich gestiegen. An der Rückseite des Stadions bieten etliche Motorradfahrer ihre Taxidienste an, Fahrer plus drei Passagiere sieht man häufiger. An einer ellenlangen Reihe Porträts von Mitgliedern des Parlaments entlang ist dann Halbzeit. 2:10 Stunden und damit weniger als veranschlagt stehen bisher zu Buche. Ich habe mein Drama von 2011 nicht vergessen, als ich, mit noch deutlich mehr Potential versehen, nur mit allergrößter Mühe eine 3:59 ungerade erzielt habe und das mit einem gefühlten Koma büßen mußte. Nein, das brauche ich kein zweites Mal. Aber die Akklimatisation auf 2.000 m Seehöhe scheint zu passen, hier sind es ja auch „nur“ 1.600 m.
 

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Aha, da ist das von 2011 bekannte Bild ja wieder: Wandernde Gazellen, gemütlich zurückschlendernd. Können die nicht länger? Nein, weit gefehlt. Sie haben keine Chance mehr auf Preisgeld, warum dann noch Energie verpulvern? Damit bin ich auf der Mombasa Road, einer zweimal dreispurigen Autobahn, die für uns gesperrt ist, und auf der sich die Wettkämpfer natürlich verlieren. Zweimal je fünf km sind zu absolvieren, und das ist mental durchaus fordernd. Wer, wie ich, schon mal in Dubai aktiv war weiß, wovon ich spreche. Dazu kommt die vollkommene Abwesenheit von Schatten und echter Ablenkung. Aber man ist ja kein Weichei und alles andere als unerfahren. Also Augen zu und durch! Wenigstens entdeckt Eugen die Popo Road und wir haben für die nächsten Meter etwas zu lachen.

Vorbei an durchaus mondänen Büro- und Geschäftsgebäuden sind dann die ersten fünf km, also die erste von vier Teilstrecken abgearbeitet, es macht an der (notwendigen) Zeitmessung „Piep“ und es geht retour. Große Freude, unsere Mädels sind wieder da, gute Laune also gesichert. Ab und zu gibt es vereinzelt etwas Auflockerndes zu sehen und auch abzulichten, aber im Allgemeinen ist mentale Härte gefragt. Die will ich Euch nicht auch noch abverlangen und mich daher kurzfassen. Die Strecke geht wieder zurück und wird noch einmal hin und her genommen. Überraschenderweise gibt es vereinzelt doch etwas anderes als Wasser, nämlich in homöopathischen Dosen Wassermelone, Banane und Limonenstücke, die dankbar genommen werden. Sogar Cola gibt’s am Ende! Alles geht gut, wir laufen sogar fast einen Sechserschnitt, ich träume schon von einer 4:20. Aber wie so oft im Leben kommt es anders als gedacht.
 

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Der 39. km wird zäh und nach diesem muß ich Eugen vorausschicken und gehen. Ende Gelände. Na gut, dann ein paar Minuten mehr, nur hundert Meter gehen. Daraus werden zweihundert, fünfhundert. Nur noch bis zur Kuppe! Och nö, danach ist Gehen auch noch nett. Ich versuche wieder anzulaufen, aber sofort melden sich beide Waden. Das kenne ich ja gar nicht von mir, was ist das denn? Auf jeden Fall ein deutlicher Hinweis, die derzeitige Art der Fortbewegung beizubehalten. Noch mehrfach probiere ich wieder ins Laufen zu kommen, aber die Waden warnen mich deutlich vor bevorstehenden Krämpfen.  Wahrscheinlich haben die Unmengen konsumierten Wassers zu viele Mineralien ausgeschwemmt. Nehmt also Gels mit, falls Ihr meinen Spuren zu folgen beabsichtigt.

Gehend ist das Stadion erreicht, gehend nähere ich mich dem Marathontor. Wer mich kennt weiß, was jetzt kommt. Kommen muß. Heraus mit dem Tütchen, die Bundesdienstflagge entfaltet und mit einer Mischung aus Walken und leichtem Laufschritt nehme ich die letzten Meter. Hallelujah! Gute viereinhalb Stunden sind es geworden, aber wen interessiert das? Mit der hübschen Medaille dekoriert beglückwünschen mich alle Begleiter als Letzten unserer Zieleinläufer, dann dürfen wir VIPs die Reste des Buffets vernichten. Nur mit Mühe kann ich mir einiges an Essen reinzwängen.
 

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So endet zwar der Marathon, nicht jedoch unser Besuch. Die Nachwehen des Laufs sind bald überwunden, sodaß uns ein flottes Abschlußläufchen am Dienstag keinerlei Probleme bereitet. Zuhause angekommen bleiben zwei Gefühle: Einerseits die Abwesenheit von Erholung (das war auch nicht Ziel unseres Aufenthalts) und andererseits wieder einmal gemeinsam ein paar vernünftige Dinge für unsere kenianischen Freunde getan zu haben. Karambee!

Diesen Bericht gibt es mit sehr viel mehr Fotos auch auf Marathon4you.de!

Streckenbeschreibung:
In der ersten Hälfte abwechslungsreicher, auf der zweiten Hälfte mental fordernder, schattenloser Kurs mit guten 200 Höhenmetern.

Startgebühr:
20.000 KES (18 €) bei Vor-, 25.000 KES (23 €) bei Nachmeldung.

Weitere Veranstaltungen:
21-, 10- und 5 km-Läufe sowie 5 km Family Fun Run.

Leistungen/Auszeichnung:
Medaille, Funktionsshirt, Urkunde zum Herunterladen.

Logistik:
Alles im Bereich des Stadions

Verpflegung:
Lt. Ausschreibung lediglich alle 3 km Wasser, in der 2. Hälfte auch etwas Obst und Cola

Zuschauer:
Sehr überschaubar