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34. Fockenbachlauf Niederbreitbach am 12.07.2014
 

Mit drei Haxen unterwegs

Mein geplanter Termin im Rahmen der Kandidatur um das Amt des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Linz am Rhein hatte sich kurzfristig zerschlagen. Im Nachbardorf findet abends der Fockenbachlauf zum gefühlt hundertsten Mal statt, jede Menge Schweiß habe ich auf der Strecke 5 km hin, 5 km zurück schon vergossen. Im Training gefühlte tausende Male, im Wettkampf auch schon häufiger. Nachmelden kann man bis 17:45 Uhr, Start ist um 18:30 Uhr. Also nix wie hin.

Eine Dreiviertelstunde auf den Start zu warten habe ich keine Lust, also bin ich mit dem Auto um kurz nach 16 Uhr zum Nachmelden da und fahre, mit Startnummer bewaffnet, wieder heim. Um 18 Uhr verlasse ich das Haus, um die 3,2 km zum Start gemütlich einzulaufen. Kurz vor halb Sieben bin ich da, gleich darauf geht es los. Für mich zu schnell, denn wenige Sekunden vor dem Startschuß merke ich, daß ich vergessen habe, die Uhr vorzubereiten. Hektisch fummele ich daran herum, um sie gerade noch rechtzeitig anzubekommen. Super, Fahrradmodus. Ich fummele noch hektischer als zuvor, aber alles zu spät. Na gut, dann wird halt nach Gefühl gelaufen, die Uhrzeit sehe ich ja auch und habe so ein ungefähres Bild.

Wie immer im Schweinsgalopp viel zu schnell geht es auf die ersten Meter der von mir so empfundenen Mörderdistanz 10 km. Warum tue ich mir das immer wieder an, wenn ich doch weiß, daß ich Ende wieder fix und fertig sein werde? Weil's halt so schön ist, wenn man im Ziel wieder zum Atmen kommt und das Belohnungsbierchen durch die Kehle zischt. Die ersten anderthalb km führen, leicht bergauf, noch durch den Ort. Der Himmel ist bedeckt bei 20°, also optimale Bedingungen. Dann das Eintauchen in den Wald, es ist zwar geringfügig kühler, bleibt aber genauso schwül, ich öle jetzt schon heftig.

Am Wendepunkt der  5 km-Läufer gibt's wahlweise Schwämme oder Wasser, letzteres kann nicht schaden. Es gelingt mir, ziemlich konstant zu laufen, ein gutes Zeichen bei meiner siebten Einheit in sieben Tagen.

Vergleichsweise stramm bergauf geht's zwischen km 4 und 4,5 noch ein Wässerchen  und nach etwa 24 min und 80 Höhenmetern bin ich am Wendepunkt.

Au Backe, eine phantastische Zeit. Und es sollte noch besser werden, denn am gestrigen Abend habe ich, den Lauf eben nicht vorausahnend, einen schweren Fehler begangen. OK, die Haxe hat super geschmeckt und ich habe auch nichts übriggelassen, genau das aber ist das Problem. Das Teil liegt mir spätestens ab Beginn des Rückwegs wie ein Stein im Magen und beschäftigt mich mehr, als mir lieb ist. Auch wenn’s wieder abwärts geht, schlägt der Magen Kapriolen. Wie soll ich da noch vier km aushalten? Hannelore und Jochen begegnen mir auf ihrem ersten Wettkampf nach dem Bieler Hunderter. “Du bist auf Platz 30!” Das ist Motivation genug.

Zwei Plätze büße ich dann doch noch ein,  rette mich aber ins Ziel. Zwischenzeitlich hat die Uhr den Geist ganz aufgegeben (kommt aber später wieder) und zeigt gar nichts mehr an. Ich vermute mich im Bereich 48 - 49 Minuten und bin doch sehr überrascht,  am Folgetag mit 46:09 min. am Ende des ersten Drittels in der Ergebnisliste zu sehen. In auf die Sekunde der gleichen Zeit wie vor zwölf Jahren bei meinem hiesigen Erstauftritt! Ich jogge noch langsam nach Hause und nach einer schönen Dusche und  ebensolchem Abendessen ruft das WM-Halbfinale. Ein guter Tag!