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4. Rheinhöhenlauf am 26.09.2009
 

Im Reich der Jesus-Latschen

Noch relativ neu, aber doch schnell etabliert, lockte die vierte Ausgabe des Rheinhöhenlaufs erneut um die 1.000 Läufer nach Vettelschoß in der Verbandsgemeinde Linz am Rhein. Vettelschoß? Nie gehört! Birkenstock? Aaah, da dämmert’s dem einen oder der anderen. Womit wir den wichtigsten Partner des ausrichtenden SV Vettelschoß auch direkt genannt hätten, ohne den vermutlich wenig gehen würde. Aber auch kaum  ohne die vielen anderen großen und kleinen Geldgeber.

Als hervorragendes Werbemedium hat sich genau so schnell wie der Lauf auch das jährlich im Startgeld enthaltene Funktionshemd erwiesen, denn damit schmückt man/frau sich in unserer Ecke gerne und trägt es mit stolz- oder aus sonstigen Gründen geschwellter Brust. Egal, ob als Einzelstarter über die 21,1 km bei angegebenen 363 Höhenmeter (es sind deren wohl eher etwas über 200), oder als einer von max. drei Staffelteilnehmern (5,6 – 10,4 – 5,1 km) oder die 10 km stöckchenziehend – das schöne Hemd ist einem sicher und im Gesamtpaket mit süßer Lebkuchenmedaille und Birkenstock-Badelatschen enthalten. Daran gemessen ist das Startgeld von – je nach Anmeldezeitpunkt – von 15, 17 oder 19 € nicht übertrieben, obwohl auch nicht gerade „ohne“. Nur wird der Betrag für die Dreierstaffel auch drei mal fällig, was dann schon happig ist in Anbetracht eines vermutet potenten Großsponsors. Aber der Erlös der Veranstaltung geht ja als Spende an das Franziskus-Krankenhaus und was Ulla Schmidt nicht mehr rausrückt, müssen dann halt wir Läufer, die dem Gesundheitssystem kaum zur Last fallen, ausgleichen.

Genug gelästert, zum sportlichen Teil. Elke und die Jungs laufen Staffel, mein Freund Josef und ich alleine und nutzen die Gelegenheit, letztmalig für unseren Staffelmarathon am 3.10. in Waldbreitbach die Werbetrommel zu rühren. Der halbe Lauftreff ist auch vor Ort und mit vielen lieben Fründen vergeht die Zeit wie im Fluge. Start und Ziel liegen 1,3 km auseinander, weshalb der Veranstalter die bereitgestellten Kleiderbeutel zum Ziel karrt und den ganzen Tag über einen Buspendeldienst anbietet. Für das Knacken des Streckenrekords von 1:09:52 Std. sind stolze 1.000 € ausgelobt. Elke meint, ich sollte anderen auch mal eine Chance lassen und so werde ich mich heute also mal betont zurückhalten...

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Der Start findet vor dem Werk 1 von Birkenstock Orthopädie GmbH & Co. KG statt. Die Laufstrecke wird insgesamt als einfach bis mittelschwer, fast ohne steile Anstiege beschrieben. Der höchste Punkt befindet sich etwas unterhalb des Asbergs auf 386 m, der niedrigste Punkt an der Barbarahütte (269 m). Ich laufe mich eine gute Viertelstunde ein und sollte das auch nicht bereuen.

Nach einer Einführungsrunde auf dem Firmengelände verlassen wir den Firmensitz über den Radweg in Richtung Willscheider Berg. Vorbei am Vereinshaus Willscheider Berg geht es Richtung Bergstraße. Jetzt führt der Weg nach links. Ohne größere Steigung geht es über einen breiten Schotterweg nach Kalenborn. Wir durchlaufen die
Bahnhofstraße (bei km 5) und überqueren an deren Ende die Landesstraße 256. Nun beginnt der Anstieg zum höchsten  Punkt der Strecke. Dieser Punkt liegt bei 386 m etwas unterhalb des 440 m hohen Asbergs.

Auf diesem langgezogenen Anstieg erfolgt der erste Staffelwechsel. Hatte ich gehofft, die erste Überholung der fünf Minuten nach uns gestarteten Staffelläufer noch vor dem ersten Wechsel zu vermeiden, mußte ich erkennen, daß diese doch zu schnell waren. Der Erste kassiert mich 100 m vorher, die beiden Nächsten laufen quasi zeitgleich mit mir ein. Ich sehe meinen Lauffreund Guido nervös hin- und hertänzeln, meinen Anruf bekommt er gar nicht mehr mit. Er wechselt als Dritter und saust los wie der geölte Blitz.

Bei km 5,6, unmittelbar hinter der Wechselzone, befindet sich auch die erste Verpflegungsstelle. Ich sehe erstaunt, daß das DRK sich am Becherverteilen aktiv beteiligt und empfange meinen aus der Hand unseres „Ortsgruppenleiters“ Michael. Na klasse, wenn das der einzige Einsatz heute bleiben sollte!

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Frisch gestärkt passieren wir nun den Asberg und es geht hinunter zur Kreuzeiche. Von dort führt die Strecke weiter über den Stellweg, der wie die meisten Wege sehr gut zu belaufen ist. Bei km 8,5 biegen wir links ab. Es geht nun Richtung Leyberg, den wir umlaufen. An der „Barabarahütte“ kommen wir zum tiefsten Punkt der Strecke. Auch wenn hier nach einem Brand vor ca. 5 Jahren keine Hütte mehr steht, so ist der Name für die Ortsbezeichnung geblieben. Unterwegs erwartet uns bei km 10,8 auch die zweite Verpflegungsstelle. Wasser marsch!

Hinter der „Barbarahütte“ geht es links auf einen kurzen, aber steilen Anstieg. Einige gehen, ich beiße die Zähne zusammen. Die Bergaufpassage ist ca. 500 m lang und bringt uns Richtung „Auge Gottes“, einer attraktiven Kapelle mit aufgemaltem Auge. Hier steht beim Siebengebirgsmarathon immer eine Verpflegungsstelle.

Am “Auge Gottes” laufen wir links in eine kurze, flache Passage. Nach 200 m geht es rechts auf einen 2,5 km langen Streckenabschnitt der zwar nie steil, aber stetig bergauf führt. Entschädigt wird man mit der dritten Verpflegungsstelle bei km 15,95, diese war zugleich auch die erste. Folglich findet hier – logistisch günstig -  auch der zweite Staffelwechsel statt. Elke steht als ehemalige Startläuferin noch da und spornt den Gatten mit viel Geschrei und Kußhändchen an.

Nun steht kein Anstieg mehr im Weg und es geht fast flach auf den letzten Kilometern in Richtung Ziel. Bei ca. km 17 habe ich ihn dann im Visier. Unverkennbar mit wippendem Zopf und erstaunlich breiter Figur. Wer ihn nicht kennt, würde Joey Kelly aufgrund seines Äußeren nie für einen Extremsportler halten. Meter für Meter arbeite ich mich an ihn heran. Komisch, daß ich überhaupt an ihn herankomme. Beim Überholen (ICH alter Sack überhole, haha!) will ich ihm eigentlich etwas sagen, aber er sieht nicht gut aus. So verkneife ich es mir und informiere seinen vorauslaufenden Trainer. Der bedankt sich artig und meint, ich würde auch nur noch von meinem Tape zusammengehalten. Dieser Drecksack!  Dabei hatte mich mein Physiotherapeut, bei dem ich diesbezüglich Versuchskaninchen spielen darf, so schön ausstaffiert...

Wir passieren erneut die L 256, durchlaufen wieder die Bahnhofsstraße und nehmen nun den Radweg von Kalenborn nach Vettelschoß. Jeder Arbeitsmorgen und –abend bringt mich hier vorbei. Allerdings deutlich entspannter. Ich muß schon ganz schön drücken. Am Ortseingang in Vettelschoß biegen wir links ab und laufen auf dem furchtbaren Feinschotterweg vorbei am Vereinshaus „Willscheider Berg“ zu einem wunderschönen Aussichtspunkt mit Blick auf Vettelschoß und das Ziel. Nun geht’s noch einmal einen Kilometer bergab. Rechts in die Straße „Am Walde“, dann links in die „Sonntagsstraße“, nochmals links auf den „Willscheider Weg“. Jetzt liegt das Ziel ca. 150 m vor mir und ich versuche, auch wenn es schwerfällt, mit entspanntem Gesicht einzulaufen.

1:42:09 Std., ein gutes Ergebnis bei rund 220 (echten) HM. Zum Abschied gibt’s nach zwei Lebensrettern aus Erding noch ein Paar Birkenstocks als Badelatschen und zufrieden ziehen alle von dannen.